SPORTVEREINE
Ihre Zukunft ist gesichert, wenn sie sich dem gesellschaftlichen Wandel stellen
Wäre Turnvater Jahn heute in einem Fitness-Studio angemeldet? Wie würde er darüber denken? Seine Begeisterung hielte sich sicherlich in Grenzen, stehen doch die Sport-Studios zu deutlich im Gegensatz zu seiner ursprünglich patriotisch ausgerichteten Bewegung, die nicht zuletzt auf das Engagement des Staatsbürgers für das Gemeinwesen abzielte. Aber sind diese viel besuchten, privaten Sportstätten nur Ausdruck von Individualismus, Jugendwahn und Kommerz und damit gleich die Totengräber der traditionellen Sportvereine? Fest steht: Die knapp 200-jährige Entwicklung des Sports in Deutschland war zu allen Zeiten Teil und Spiegelbild gesellschaftlicher und kultureller Veränderungen.
An der Schwelle zum neuen Jahrtausend machten die so genannten Trendsportarten den herkömmlichen Disziplinen Konkurrenz. Zusätzlich etablierte sich neben dem Sport im Verein ein weitgehend kommerziell orientierter Sportbetrieb, der mit seinen Fitness-Centern, Sportschulen und dergleichen mehr Millionen Deutsche anzieht. Für viele von ihnen ist der Sport im Verein mit seinen festgelegten Übungszeiten aufgrund beruflicher Belastungen und wechselnder Arbeitsorte nur schwer möglich. Für andere ist das breite Angebot verlockend, das von Fitness bis Wellness reicht und sich rasch auf die Wünsche der Kunden und die jeweiligen Moden einstellt. Damit stehen die kommerziellen Studios ebenso für eine weitere Differenzierung von Freizeitverhalten, Körperkultur und Sport wie die neuen Sportarten; sie illustrieren beispielhaft eine von zunehmenden Fliehkräften gekennzeichnete Gesellschaft.
Den klassischen Verein konnten die neuen Trends aber nicht verdrängen. Der Deutsche Turner-Bund zählt etwa fünf Millionen Mitglieder und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit seinen fast 26.000 Vereinen über 6,5 Millionen. Der DFB kann auf große sportliche Erfolge und eine perfekt organisierte Weltmeisterschaft 2006 verweisen, bei der eine ganze Nation mitzufiebern schien. Ebenso wichtig ist jedoch, dass der Verband seine Rolle inzwischen erweitert definiert und sich neben der Hauptarbeit im Fußball zunehmend auch gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Aufgaben stellt. Die Zukunft der klassischen Sportvereine scheint also nicht gefährdet, wenn sie die Veränderung und Entwicklung bewusst suchen. Und ihre Zukunft ist dann gesichert, wenn sie ihrer Verantwortung in einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht werden.