BUNDESWEHR
Soldaten wollen wieder vor Reichstag geloben
Erst ein großes Hin und Her, aber danach allgemeine Zufriedenheit. Das erste Gelöbnis von Bundeswehr-Rekruten vor dem Berliner Reichstagsgebäude soll nicht das letzte gewesen sein. Selbst junge Soldaten sind begeistert. "Das ist der passende Ort dafür", sagt Christian Hartmann vom Deutschen Bundeswehr-Verband. Der 24-Jährige gehört dem Bundesvorstand der Organisation an und vertritt dort die Interessen der Grundwehrdienstleistenden und der Freiwillig Länger Dienenden.
Hartmann, der bei der Luftwaffe im bayerischen Roth dient, hat trotz des Widerstandes des Berliner Grünflächenamtes gegen das Gelöbnis "immer gehofft, dass es vor dem Reichstag stattfindet. Ich finde es nur schade, dass nicht mehr Politiker da waren, aber das liegt wohl an der Sommerpause", kritisiert der Soldat.
Auch der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe kann sich gut vorstellen, dass die Gelöbnisse in Zukunft immer vor dem Reichstag stattfinden. Darüber solle Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) nachdenken, fordert der SPD-Politiker. Auch FDP-Generalsekretär Dirk Niebel sagt, man solle die Zeremonie nicht länger im Bendler-Block verstecken.
Der Streit zwischen Verteidigungsministerium und Berliner Grünflächenamt, das das Gelöbnis in Sorge um "die Würde des Ortes" am Reichstag nicht zulassen wollte, hatte der Veranstaltung erheblichen Auftrieb beschert. Nachdem der Berliner Senat schließlich doch zugestimmt hatte, kamen auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zu der Veranstaltung am 20. Juli. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) kam allerdings nicht. Die Zahl der Abgeordneten des Bundestages wurde mit nicht einmal zwei Dutzend angegeben.
In seiner Rede vor den 500 jungen Rekruten, die das Gelöbnis ablegten, "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen", sagte Altkanzler Helmut Schmidt (SPD), die Soldaten müssten auch mit Risiken und Gefahren leben. Aber sie könnten sich darauf verlassen: "Dieser Staat wird euch nicht missbrauchen."
Wie bereits in früheren Jahren gab es auch gegen das zehnte in Berlin stattfindende Gelöbnis eine kleine Gegendemonstration, an der auch die frühere RAF-Terroristin Inge Viett teilnahm.