Vorreiter im Klimaschutz - den Titel haben sich die Europäer schon längst selbst verliehen. Ob sie ihn auch verdienen, entscheidet sich am 11. und 12. Dezember. Dann wollen die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel ihr Klimapaket beschließen. Es soll regeln, wie genau Europa zwischen 2013 und 2020 das Klima schützen will. Ringen sie sich zu guten Regeln durch, könnte Europa wirklich ein Modell für andere Industrienationen werden. Scheitern sie, wirft das nicht nur Europa zurück, sondern auch die Bemühungen der Staatengemeinschaft um ein neues Klimaabkommen. Die Zeichen stehen leider nicht gut.
Nach Kräften demontieren die 27 Mitgliedstaaten derzeit die ambitionierten Vorgaben der EU-Kommission. Polen will seine Kohlekraftwerke schützen, Deutschland das produzierende Gewerbe, Spanien kämpft für ein günstiges Ausgangsjahr, Großbritannien möchte sich neue Kohletechnologien vergolden lassen. Es sind ganz normale Brüsseler Verhandlungen, ein Geben und Nehmen. Nur: Wie ein Eisblock schmelzen dabei die Klimaziele dahin. Gut möglich, dass die Europäer am Ende zwar ein Klimapaket haben - aber damit kein Vorbild mehr sind. Die Folgen würden weit über die EU hinausreichen. Im polnischen Posen verhandeln Umweltminister aus aller Welt die nächsten Schritte für ein neues globales Klimaabkommen. Schon nächstes Jahr soll es stehen. Kommen aber selbst die Europäer über schöne Worte nicht hinaus, ist das ein verheerendes Signal an den Rest der Welt, ein echtes Hindernis für ein Kyoto-Folgeabkommen.
Der Bundestag hat dieser Tage eine mutige Entschließung zum Klima verabschiedet. Titel: "Handeln in Verantwortung". Verantwortung ist das Schlüsselwort für diesen EU-Rat. Sie geht weit über das hier und jetzt hinaus.