GHANA
Die Opposition siegt im Parlament. Die Präsidentenwahl geht in die zweite Runde
Der neue Präsidentenpalast in Accra gleicht einem gigantischen Thron. Er soll nicht nur das neue Wahrzeichen des westafrikanischen Landes sein, sondern zugleich für den Zusammenhalt der Nation stehen. Pünktlich zu den Wahlen ist das Prestigeobjekt fertig geworden. Doch wer hier einziehen wird, ist noch unklar.
Denn bei den Präsidentschaftswahlen am 7. Dezember lieferten sich die beiden Spitzenkandidaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Nana Akufo-Addo von der regierenden New Patriotic Party (NPP) konnte 49,1 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, und verfehlte damit ganz knapp die Mehrheit. Sein stärkster Rivale, John Atta-Mills vom National Democratic Congress (NDC), kam auf 47,9 Prozent.
Im ghanaischen Parlament hingegen konnte die bisherige Oppositionspartei NDC einen Sieg erringen. Sie erhielt 113 der 228 Sitze, die Regierungspartei kam auf 108 Mandate. Die restlichen Mandate gingen an Abgeordnete von kleineren Parteien und unabhängige Kandidaten.
Erstmals in der Geschichte der ghanaischen Demokratie ist also wahrscheinlich, dass der Präsident mit einer Oppositionsmehrheit im Parlament regieren muss - es sei denn, der National Democratic Congress holt bis zur zweiten Wahlrunde am 28. Dezember noch auf. In beiden Fällen jedoch gibt es wenig zu befürchten. "Ghana bleibt ein Hoffnungsschimmer für ganz Afrika", so der unabhängige Wahlbeobachter Clifford Ndujihe. "Ich habe jede Abstimmung seit Einführung der Demokratie im Jahr 1992 begleitet und bin begeistert. Die Gewaltenteilung in Ghana funktioniert."
Dabei steht das Land vor großen Herausforderungen. Im Westen wurden gewaltige Ölvorkommen entdeckt. Die Nationale Ölgesellschaft (GNPC) schätzt, dass spätestens im Jahr 2010 zwischen 120.000 und 250.000 Barrel Öl pro Tag gefördert werden können. Dem Land winkt neuer Reichtum, doch warnen Experten auch vor dem Ressourcenfluch. "Bei so viel Geld steht meist Betrug auf der Tagesordnung", warnt Kwesi Aning, Forscher am Kofi Annan International Peacekeeping Training Centre in Accra. "Dann trennt sich die Politik von den Bedürfnissen der Menschen und dem bisherigen, erfolgreichen Entwicklungspfad." Alle Parteien im Parlament haben sich daher die Kontrolle der Exekutive auf die Fahnen geschrieben. Die beiden Präsidentschaftskandidaten versprechen, Transparenz und Korruptionsbekämpfung zur Chefsache zu machen. Doch wer auch immer das höchste Amt im Staate gewinnt, muss aufpassen, dass ihm weder Ölreichtum noch der neue Thron zu Kopfe steigen.