Es gibt keinen Grund, den Fahrradverleih
abzuschaffen! Aber er sollte nicht ausschließlich eine
englische Bezeichnung tragen. Dass „Fasten your
seatbelts” in einem deutschen Taxi das Anschnallen meint,
versteht nicht, wer nur die deutsche Sprache beherrscht. Deshalb
sollte diese Information auch in Deutsch gegeben werden. Selbst ein
Engländer weiß nicht, was die Bahn mit dem „Touch
and Travel Ticket” oder der Taschenverkäufer mit
„Body Bag” wirklich anpreisen, geschweige denn jemand,
der nicht Englisch spricht. Übrigens heißt Body Bag
nicht Rucksack, sondern Leichensack. Die englische Sprache ist eine
schöne Sprache, und gut wäre sicher, wenn alle Menschen
in unserem Land dieser Weltsprache mächtig wären. Aber so
ist es nicht. Mindestens ein Drittel der Bevölkerung versteht
und spricht kein Englisch. Das sind vor allem ältere Menschen
und Zuwanderer.
Leitbild der Unions-Verbraucherpolitik ist der informierte und
mündige Bürger. Eigenverantwortlich entscheiden zu
können, setzt Verstehen voraus. Wenn englische Begriffe immer
mehr Einzug in die Alltagswelt halten, werden viele ausgegrenzt,
die die Informationen nicht verstehen. Bei Produktbeschriftungen,
Gebrauchsanleitungen, auf Flughäfen und Bahnhöfen ist
Deutsch mittlerweile Randsprache geworden. Meine Fraktion fordert
deshalb einen erweiterten Verbraucherschutz, der sich auch auf das
Verständnis der Sprache bezieht. Es muss wieder so sein, dass
man sich als Verbraucher auch dann zurechtfindet, wenn man
ausschließlich Deutsch beherrscht.
Mit unserer Initiative wenden wir uns an die Bundesregierung.
Künftig sollen ihre Werbekampagnen und
Veröffentlichungen, jede Kommunikation mit Bürgerinnen
und Bürgern in verständlicher Sprache abgefasst sein. Das
betrifft auch die Beschriftung in öffentlichen Gebäuden,
wo der Bund Anteilseigner ist und Mitspracherecht hat. Gleichzeitig
appellieren wir an die Spitzenverbände der Wirtschaft,
Gebrauchs- und Betriebsanleitungen, Bedienelemente und
Garantievoraussetzungen eines Produkts auch in deutscher Sprache
vorzuhalten. Das betrifft ebenso Rechnungen, Verträge und
Formulare. Wir hoffen und bauen darauf, dass viele an einem Strang
ziehen und unsere Initiative unterstützen — zum Wohle
aller Verbraucherinnen und Verbraucher in unserem Land.
Erschienen am 18. Juni 2007
Julia Klöckner, Jahrgang 1972, ist die Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion und Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.