Sie waren in Berlin die letzten zu DDR-Zeiten errichteten Plattenbauten und hatten die Adresse Luisenstraße 22-30 und Schiffbauerdamm 25. Obwohl geradezu in der Mitte der Stadt errichtet, lagen sie zu Beginn nur einen Steinwurf entfernt vom Ende der Hauptstadt der DDR. Gleich nebenan war Grenze, Niemandsland, städtische Wüstenei, in der das Reichstagsgebäude aufragte wie ein Solitär.
Gebaut wurden die Plattenhäuser für 20 Millionen DDR-Mark aus 3.700 Betonteilen, die sich zu 162 Wohnungen fügten. In denen lebten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des damaligen Dom-Hotels. 1990 sagte man wie heute noch: „Ich wohne in der Platte.“ Nur meinten die, die es sagten, Komfortwohnung. Denn das Wasser kam warm aus der Wand und die Wärme von irgendwoher, und die Fenster schlossen dicht, und hell war es auch – genormter Grundriss hin oder her.
14 Jahre standen die Häuser, dann kamen Abrisskräne, um sie Platte für Platte abzutragen. Zu spät, um noch das ursprünglich länger geplante Marie-Elisabeth-Lüders-Haus des Bundestages bis an die Luisenstraße zu bauen.
Schön ist sie nie gewesen. Aber mit dem Bau der neuen Häuser des Bundestages, vor allem des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, wurde die „braune Platte“ plötzlich richtig hässlich. Traurig für die, die sich darin eingerichtet hatten, ein Dorn im Auge für jene, die Stadtlandschaft unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachteten.
Nun ist der Abriss beendet, die 3.700 Plattenelemente werden recycelt, und die in ihnen wohnten, haben anderswo Quartier bezogen. Zunächst wird am Ort eine Grünfläche entstehen, dann sieht man weiter. Künftig werden Stadtführer mit dem Finger auf die Fläche zeigen und erzählen, was hier einst gestanden hat. Und nur wenige werden es sich vorstellen können.
Text: Kathrin Gerlof
Fotos: Sylvia Bohn