Teamspieler
Den Einsatz von Bürgern für ihre Stadt, für Wiesbaden, organisiert eine ungewöhnlich erfolgreiche Stiftung. Seit Gründung vor drei Jahren hat sie ihr Stiftungskapital von 200.000 auf 700.000 Euro gesteigert. Sie treibt mit rund 40 ehrenamtlichen Helfern drei Projekte voran. Eines ist der „Leonardo-Schul-Award“, der für herausragende Teamleistungen an den Schulen verliehen wird. Die Trophäe aus Bronze erinnert ein wenig an den Oscar. Nun hat die Wiesbaden Stiftung selbst einen Preis erhalten, den „Förderpreis Aktive Bürgerschaft“, der inzwischen zum achten Mal vergeben wurde.
In der DZ-Bank am Pariser Platz sagt Laudator Volker Schlöndorff: „Zu meiner Zeit musste man aus Wiesbaden weggehen, um etwas zu werden. Heute kann man sich einen Oscar, genannt Leonardo, gleich zu Hause verdienen.“ Der Regisseur hatte seine Heimatstadt als Jugendlicher verlassen, weil er sie als langweilig empfand.
Auch Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, in Wiesbaden direkt in den Bundestag gewählt, hebt vor allem den Schul-Award hervor. Hier werde schon früh eine Grundlage für lebenslanges ehrenamtliches Engagement gelegt, „was ich mir für unsere ganze Gesellschaft wünsche“. Die Laudatoren der weiteren Preisträger, Sängerin Katja Ebstein (für die BürgerStiftung Region Ahrensburg) und der Publizist Warnfried Dettling (für die Lingener Bürgerstiftung), machen deutlich, was solche gemeinnützigen Unternehmungen besonders nötig haben. Ebstein nennt „Zeit, Ideen, Phantasie und Tatkraft“, Dettling erinnert daran, dass auch profanes Kapital notwendig ist: „Geld macht nicht glücklich, aber unabhängig.“
Denkmalschützer
Auf private Spenden ist auch die 1985 gegründete Deutsche Stiftung Denkmalschutz angewiesen, der nach der deutschen Einigung 1990 eine zusätzliche riesige Aufgabe zufiel: Viele Dorfkirchen, Schlösser, Bürgerhäuser und Stadtmauern standen in den neuen Bundesländern vor dem Verfall. Auch das hoch über dem Ort liegende Schloss Stolberg im Harz, das die Stiftung gekauft hat und in dem inzwischen die Sanierung begonnen hat. Das Schloss spielt für die Niederlande eine besondere Rolle, weil in ihm vor 500 Jahren Juliana von Stolberg geboren wurde, die mit ihren 16 Kindern und 160 Enkeln zur Begründerin des Hauses von Oranien und Urahnin des niederländischen Königshauses wurde.
Die Landesvertretung Sachsen- Anhalt nahm das zum Anlass für eine Geburtstagsfeier, die erste einer Veranstaltungsreihe über die Regionen des Landes. Ursula Schirmer von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz berichtet am Rande von der Sanierung des Schlosses, in dem schon wieder regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Bis heute hat die Stiftung bei der Restauration von mehr als 3.000 Baudenkmalen geholfen. Das sei nur mit Hilfe der vielen Spenden möglich, die von über 150.000 Förderern aufgebracht werden.
Jazzer
Wie die anderen Landesvertretungen stellen die Sachsen-Anhaltiner immer wieder auch Künstler aus ihrem Bundesland vor. Dazu greift der Bundesbeauftragte Karl-Heinz Schneider, ein Rheinland-Pfälzer, auf die Geschichte des Gebäudes in der Berliner Luisenstraße zurück. Hier gab es nämlich zu DDR-Zeiten den Künstlerclub „Die Möwe“, in dem Carl Zuckmayer, Gustav Gründgens, Erich Kästner, Sophia Loren und Yves Montand ebenso zu Gast waren wie Bertolt Brecht und Helene Weigel, die nach ihrer Rückkehr aus dem Exil hier zeitweise wohnten. Schneider lädt regelmäßig zum „Jazz-Club in der Möwe“ ein, inzwischen bereits zum fünften Mal. Er stellt fest, dass sich jedes Mal mehr Gäste anmelden. „Das heißt wohl, dass wir das richtig machen.“
Dieses Mal sind Ruth Hohmann, die First Lady des DDR-Jazz, und das „Jazz Collegium“ mit ihren ins Blut gehenden Swing- und Dixielandstücken zu Gast. Gründer der Band ist Hartmut Behrsing, seit 1960 in der DDR-Jazzszene aktiv und fast ebenso lange Soloposaunist an der Komischen Oper. Er erzählt, dass er oft in der alten „Möwe“ gespielt hat und gemeinsam mit Wolf Biermann und Manfred Krug manche politische Auseinandersetzung durchgestanden habe.
Bildhauer
Die Jazzsängerin Ruth Hohmann wird im August 75. Ebenso alt wurde gerade ein anderer renommierter DDR-Künstler, der Bildhauer Werner Stötzer. Aus diesem Anlass ehrt ihn die Landesvertretung Brandenburg mit einer Ausstellung „Märkische Steine“. Der im Oderbruch arbeitende Jubilar erzählt mit einem Augenzwinkern, bei einer früheren Schau seiner Werke an dieser Stelle sei eine Skulptur liegen geblieben. Da der Rücktransport sehr teuer gekommen wäre, habe die Landesvertretung ihm angeboten, den mächtigen Klotz als Leihgabe zu übernehmen. Und dann habe man einfach dem einen Stein weitere hinzugefügt. So einfach kommen Ausstellungen zustande – wenn man dem Künstler glauben will.
Text: Klaus Lantermann
Fotos: Picture-Alliance
Erschienen am 8. Mai 2006
Webseite:
www.aktive-buergerschaft.de
Webseite:
www.denkmalschutz.de
Webseite:
www.jazz-collegium-berlin.de