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Gültig ab: 18.06.2008 10:19
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Dubček statt Dutschke?

Panzer auf dem Prager Wenzelsplatz, davor ein Mann mit Aktentasche.
Prag am Tag des Einmarsches — festgehalten vom tschechischen Fotografen Vladimir Lammer.
© Vladimir Lammer

Fotoausstellung: „Die Gesichter des Prager Frühlings”

Alle reden von 68, von Dutschke, der APO und den Vietnamdemos. Weitaus seltener wird derzeit über die revolutionären Unruhen in der Tschechoslowakei geredet. Dort, wo im August 1968 ein ganzes Volk auf die Straße ging, um sein Recht auf Freiheit und Demokratie gegen die anrollenden Panzer des Warschauer Paktes zu verteidigen. Die Rede ist vom Prager Frühling, der mit dem neuen KP-Chef Alexander Dubčekund dem Traum von einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz” begann und mit zahlreichen Toten und zerstörten Hoffnungen endete. An dieses wagemutige Experiment erinnern nun Deutsche, Tschechen und Slowaken mit einer Fotoausstellung im Paul-Löbe-Haus. Zusammengebracht hat sie der Bundestag, dem sie ihre Ausstellungsideen unabhängig voneinander fast zeitgleich vorgelegt hatten. Bald darauf wurde ein gemeinsames Konzept geschmiedet. Zur Eröffnung am 25. Juni haben sich die Premierminister beider Länder angekündigt.

„Im Gedächtnis der meisten Menschen haben sich vor allem die Bilder vom Einmarsch der Truppen am 21. August eingeprägt”, sagt Jürgen Danyel vom Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam. Er leitet das Projekt, das zusammen mit dem tschechischen und dem slowakischen Kulturzentrum entwickelt wurde und von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und den Botschaften gefördert wird. „Wir wollen nicht nur jene Aufnahmen zeigen, die damals um die ganze Welt gingen und längst zu Ikonen der Fotografiegeschichte geworden sind”, bekräftigt der Zeithistoriker. Die Ausstellung soll den Blick auf den Prager Frühling in mehrfacher Hinsicht erweitern. Aufnahmen von hierzulande meist unbekannten Fotografen wie Miroslav Hucek oder Dagmar Hochová-Reinhardtová illustrieren, welch emanzipatorischer Geist bereits seit Mitte der 60er- Jahre herrschte. „In Theater, Film, Musik und Literatur als auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen begann man sich lange vor 1968 von politischer Bevormundung und ideologischen Fesseln zu befreien. Genau dies macht die vielen Gesichter des Prager Frühlings aus”, erläutert Danyel den Ausstellungstitel.

Wiederentdeckt hat die bislang kaum bekannten Fotos die tschechische Fotografin Dana Kyndrová. Die Kuratorin der Ausstellung kennt nicht nur die atmosphärisch dichten Aufnahmen, sondern auch die Menschen hinter den Kameras und deren wechselvolle Lebensgeschichten. Ihre Erlebnisse und Fotos dokumentieren die Aufbruchsstimmung und die gewaltsame Niederschlagung ebenso eindrücklich wie die Begleittexte des deutschtschechischen Historikerteams, das sein besonderes Augenmerk auf die Rolle der Parlamente im Demokratisierungsprozess gelegt hat. Die Ausstellung und die sie thematisch begleitenden Veranstaltungen sollen aber auch West- wie Ostdeutsche anregen, über ihr eigenes 68 und das der anderen nachzudenken und zu sprechen. Nicht Dubček statt, sondern Dubček und Dutschke.  

Text: Jörg von Bilavsky
Erschienen am 18. Juni 2008

Weitere Informationen:

Fotoausstellung
Die Gesichter des Prager Frühlings — 1968 in der tschechoslowakischen Fotografie
Ort: Deutscher Bundestag, Paul-Löbe-Haus
Öffnungszeiten: 26. Juni bis 30. August;
Mo. 8—16 Uhr, Di.—Do. 8—17 Uhr, Fr. 8—14 Uhr
Informationen: (0 30) 2 27-3 36 44
Der Eintritt ist frei.


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