Besser werden, wettbewerbsfähiger, innovativer: Das sind die Stichworte für Lehre und Forschung, die (bekanntermaßen) an den Hochschulen zusammengehören. Bundesbildungs- und -forschungsministerin Annette Schavan hat verkündet, dass die Stärkung der universitären Forschung eine Schlüsselaufgabe für die nächsten vier Jahre ist. Die Umsetzung der Exzellenzinitiative, für die Bund und Länder 1,9 Milliarden Euro bis 2011 ausgeben wollen, ist da ein ganz wichtiger Baustein. Schavan will Signale geben, damit junge Menschen erkennen, dass es sich lohnt, in die Wissenschaft zu gehen. Die Förderung junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen steht deshalb ganz oben an.
Da all das nicht ohne Geld geht, hat die Bundesregierung erklärt, in den nächsten Jahren die Ausgaben für Bildung, Forschung und Entwicklung auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. Überall kursiert der Rotstift, nur da eben nicht. Das könnte den Hochschulen Rückenwind geben. Diese positiven Signale werden allerdings von einem anderen hochschulpolitischen Thema in den Medien überlagert: den Studiengebühren. Verständlich, denn Studiengebühren sind in Deutschland neu. Und da sehen Kritiker die Chancengleichheit in Gefahr. Befürworter argumentieren unter anderem, dass die Hochschulbildung einen besonderen Wert habe und deshalb Studierenden auch etwas wert sein müsse. Auch zieht sich der Staat ja nicht aus der Hochschulfinanzierung zurück, sondern er bittet um eine Beteiligung an den Studienkosten, die um ein Vielfaches höher liegen. Die Universitätsleitungen fordern in diesem Zusammenhang zu Recht, dass dieses Geld auch bei den Hochschulen ankommen muss, damit Lehre und Studium verbessert werden können und die Studierenden spüren, dass ihr Obolus etwas zum Besseren bewirken kann. Eine weitere Folge: Die Qualitätsfrage tritt noch stärker in den Vordergrund, und das ist für alle Beteiligten nur gut so. Die Einführung von Studiengebühren ist aber auch ein Beleg für die Absicht, hochschulpolitisch Neues nicht zu scheuen.
Überhaupt scheinen Innovationen in der Hochschullandschaft Konjunktur zu haben. Seit 1. Januar 2006 gibt es in Hamburg eine neue staatliche Hochschule, die HafenCityUniversität (HCU) für Baukunst und Raumentwicklung. Es ist die erste staatliche Hochschulgründung seit 25 Jahren im Stadtstaat. Am gleichen Tag trat Christoph Markschies, 43-jähriger Professor für Kirchengeschichte, sein Amt als Präsident der altehrwürdigen Humboldt-Universität in Berlin an. Der hoch angesehene Wissenschaftler hat (noch) keine Führungserfahrung, dafür aber viele Ideen, wie sich die Hochschule auf dem Weg zum 200-jährigen Jubiläum 2010 und danach aufstellen und entwickeln soll. Den üblen Zustand mancher Gebäude will er nach dem Vorbild der Mannheimer Uni mit einer Aktion "Bürger, rettet eure Hörsäle!" verbessern. Ein anderes Beispiel für Innovationskraft: Ende November 2005 unterzeichneten Rektoren von sechs eigenständigen baden-württembergischen Hochschulen - zwei Unis, vier Fachhochschulen - ein Rahmenkooperationsabkommen für eine Hochschulregion Tübingen-Hohenheim. Die geplante Zusammenarbeit unterschiedlicher Hochschultypen ist in dieser Form in der Bundesrepublik einmalig.
Zugegeben: Die aktuellen Beispiele beschreiben nur einen Ausschnitt, aber sie stehen stellvertretend für zahlreiche Reformschritte, die die Hochschulen in jüngster Zeit gegangen sind. Da hat sich ganz viel getan oder wie manche es auch formulieren: An den Hochschulen liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Diese Themenausgabe greift mit Berichten und Interviews wichtige Aspekte des Reformprozesses auf und präsentiert einen Ausschnitt aus der deutschen Hochschullandschaft. Eines wird dabei deutlich: Von einem Reformstau kann in diesem Bildungssektor keine Rede mehr sein.
Die Autorin ist freie Journalistin in Bonn.