Das Kosovo-Problem - das letzte offene Statusproblem auf dem Balkan - bildet einen wichtigen Beschleunigungsfaktor west-östlicher Gereiztheiten: Je mehr vor allem die EU und die USA auf der Umsetzung des so genannten Athisaari-Vorschlags beharren, der die 1912 von Serbien annektierte Region in die Unabhängigkeit führen will, desto grundsätzlicher wird das Nein der Moskauer Regierung.
Das Veto der traditionell serbienfreundlichen Kreml-Führung kann schnell zu einer neuen politischen Konfrontation führen: Denn Moskau kann als ständiges UN-Sicherheitsratsmitglied das Anliegen im entscheidenden Moment - wenn es um die völkerrechtliche Anerkennung des Kosovos als Staat geht - im UN-Sicherheitsrat endgültig blockieren. Das wäre ein herber Ansehensverlust der internationalen Vermittlungsdiplomatie.
Moskau hat für seine harte Haltung egoistische Motive: Der Kreml sorgt sich, dass es zu einer weiteren Belebung separatistischer Bestrebungen beispielsweise in Tschetschenien kommen würde, wenn die russische Regierung schon der gemäßigten EU-Forderung nach einer "überwachten Unabhängigkeit" zustimmen würde. Die USA legen Wert auf die Unabhängigkeit - zur Not auch gegen den Widerstand Belgrads und Moskaus. Die Diskussion steht unter Druck: Die Führer der Kosovo-Albaner haben schon eine einseitige Unabhängigkeitserklärung angedroht - in der Hoffnung, dass Washington das Land sofort anerkennt.