Iraks erster Präsident nach Saddam Husseins Sturz heißt Jalal Talabani und ist irakischer Kurde. Ist diese Volksgruppe damit saturiert, so dass sie künftig auf ihre staatliche Unabhängigkeit verzichtet? Auch wenn immer wieder über ein Irakisches Kurdistan spekuliert wird, Analysen zu diesem Thema gibt es wenige. Umso wichtiger ist die Monografie von Awat Asadi, die einen Überblick über die Kurdistan-Frage, ihre historischen Wurzeln, die politische Entwicklung und die bisherigen Kriege enthält.
Der Autor schildert in seiner empfehlenswerten Studie den Weg der Kurden zur Autonomie seit dem Ersten Weltkrieg. Kenntnisreich legt er die innenpolitische Kräfteverteilung in Kurdistan dar. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die kurdische Elite auf eine Föderalismus-Lösung hinarbeitet in dem Wissen, dass ein eigener Staat derzeit nicht realisierbar ist. Angelegt ist dieser Ansatz bereits in der irakischen Interimsverfassung von 2004. Asadis Rezept für den Irak lautet auf den Punkt gebracht: Mit Unterstützung der Kurden soll sich der Staat in allen Bereichen des öffentlichen Lebens ethnisch-kulturell neutral verhalten.
Der Kurdistan-Irak-Konflikt. Der Weg zur Autonomie seit dem Ersten Weltkrieg.
Hans Schiler Verlag, Berlin 2007; 526 S., 58 ¤