BUndestag
Bündnis 90/Die Grünen feiern ein Vierteljahrhundert Parlamentszugehörigkeit
Schrill waren an diesem Abend nur noch die Cello-Klänge, mit denen die Feier "25 Jahre Grüne im Bundestag" begann. Anschließend ging es im noblen Berliner "Goya-Club", in den die Fraktion am 3. Juni ihre Anhänger und Gäste geladen hatte, eher darum, sich zu erinnern, wie schrill die Grünen einmal gewesen sind - vor 25 Jahren. Und als hätte es noch eines Beweises bedurft, dass heute alles ganz anders ist, zierte ein alter Koffer die Bühne. Aus diesem holten die Moderatorinnen des Abends, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und ihre Abgeordnetenkollegin Nicole Maisch, wahlweise alte Wollpullis und künstliche Rauschebärte heraus, um sie anschließend ganz schnell wieder wegzupacken ("Wir machen jetzt hier mal zu.").
Am meisten Spaß an dieser Vergangenheit schien Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zu haben. In einem schwungvoll-ironischen Grußwort erinnerte er die Grünen an ihr anfangs "dialektisches Verhältnis zur Geschäftsordnung" des Bundestages. Leicht süffisant bemerkte er: "Nachdem man die bemerkenswerten Minderheitenrechte entdeckt hatte, änderte sich das." Auch die Grünen hätten ihren Frieden mit dem "real existierenden Parlamentarismus" gemacht. Aber nicht nur das: "Sage einer, in diesen 25 Jahren habe sich die Republik nicht verändert, die Grünen ebenso wie das Parlament. Das eröffnet für beide die schönsten Perspektiven für die Zukunft."
Die Zukunft allerdings spielte auf diesem Geburtstagsfest nur eine Nebenrolle. Joschka Fischer, der Frontmann von einst, beschwor zwar noch einmal die Integrationsleistung der Grünen, die es geschafft hätten, aus einer unübersichtlichen Sammlungsbewegung eine Partei zu machen. "Es war die grüne Idee, die die Grünen zusammengeführt hat." Doch wie eine grüne Idee der Zukunft aussehen könnte, darauf ging Fischer nicht detailliert ein. Es blieb bei dem Hinweis, dass der Bericht des "Club of Rome" von 1972 über die Grenzen des Wachstums sich nun bewahrheit und die Grünen darauf "ernsthafte Antworten" finden müssten.
Auch die Parteivorsitzende Claudia Roth präsentierte sich, dem Anlass gemäß, mehr in Feierlaune als zu Programmdebatten aufgelegt. Sie schenkte der Fraktion im Namen der Partei fast 200 Quadratmeter Regenwald und schloss mit den Worten: "Grün ist von unten gewachsen, grün wächst weiter von unten!" Na dann.