In Spanien wird großflächig Obst und Gemüse zum Export angebaut. Jetzt klagt das Land, die Landwirtschaft trage eine große Mitschuld am derzeitigen Wassermangel. Sollten wir auf Erdbeeren aus Spanien verzichten?
Man kann sagen, der Import großer Mengen Obst und Gemüse ist ein Import von Süßwasser. Die Probleme nehmen ja tatsächlich weltweit zu. Auch in Europa kommen Länder in Schwierigkeiten und müssen ihre landwirtschaftlichen Strategien überdenken.
Sollte ich also besser beim Bauern um die Ecke einkaufen?
Ja, und auch im Ökolandbau ist der Wasserverbrauch erheblich niedriger. Dort sorgt eine Kreislaufwirtschaft dafür, dass eine zu intensive Bewässerung nicht notwendig ist. Insgesamt muss man sich damit auseinandersetzen, dass Wasser ein limitierender Faktor ist. Dadurch wird diese Exportorientierung von Obst und Gemüse begrenzt und teurer.
Wenn man alle Menschen durch Ökolandbau versorgen wollte, dann bräuchte man eine Milliarde Hektar zusätzlich...
Das ist eine Berechnung, die ich für vollkommen absurd halte. Forscher der Universität Michigan haben herausgefunden, dass der Ökolandbau in Industrieländern 92 Prozent der Erträge der Intensivlandwirtschaft erreichen könnte, in Entwicklungsländern sogar 174 Prozent. Der Ökolandbau setzt den Schwerpunkt auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Außerdem belastet er das Grundwasser weniger mit Pestiziden, was auch ökonomische Vorteile hat. Diese Schäden müssen ja sonst später saniert werden.
Eine Ausrichtung allein auf ökologische Landwirtschaft wird nicht reichen. Was muss für eine Neuausrichtung der Landwirtschaft noch getan werden?
Auf keinen Fall dürfen bestehende Vorschriften, wie die Abstände zwischen Feldern und Gewässern, abgeschafft werden, wie es derzeit die Bundesregierung und einige Bundesländer planen. Die Wasserrahmenrichtlinie wie auch die neuen EU-Vorschriften zum Grundwasserschutz müssen schleunigst in nationale Politik umgesetzt werden. Da sind Bund und Länder erheblich im Rückstand.
Forscher bemühen sich, mittels Gentechnik Pflanzen zu züchten, die schädlingsresistenter sind. Das klingt doch vielversprechend, auch für das Wassersparen.
Das sind Heilsversprechen der Agro-Gentechnik-Industrie, die schon zum 100. Mal ein Weltwunder verspricht. Agro-Gentechnik ist durch die Verengung der Artenvielfalt und Monokultur ein hohes Risiko für die Ernährungssicherheit. Außerdem funktioniert Natur nicht so eindimensional. Es sind komplizierte Systeme. Wir brauchen sozial und ökologisch nachhaltige Lösungen, und nicht simple technische Eingriffe, die mittelfristig das Gegenteil bewirken.
Die Fragen stellte Sandra Ketterer.