Herr Stamminger, Sie haben die Geschirrspülgewohnheiten der Europäer untersucht. Legen die Menschen Wert darauf, möglichst wenig Wasser zu verbrauchen?
Die Menschen spülen sehr unterschiedlich. Wir haben festgestellt, dass manche Leute sehr wohl darauf achten, mit wenig Wasser und wenig Energieverbrauch ihre Arbeiten im Haushalt zu erledigen, auch das Geschirrspülen. Wir haben andere Fälle kennengelernt, da war das völlig egal. Aus den Befragungen unserer Testspüler aus zehn Ländern ergab sich, dass dies meist etwas mit den jeweiligen Kosten für Wasser zu tun hat. In vielen Fällen, in denen wenig Wert auf einen geringen Wasserverbrauch gelegt wurde, stellte sich heraus, dass die Testspüler zu Hause für Wasser nichts zahlen müssen.
Wie unterscheiden sich die Gewohnheiten?
Unsere Testspüler mussten immer die gleiche Menge Geschirr abwaschen. Der Sparsamste hat dies mit zehn Litern Wasser geschafft, der Verschwenderischste brauchte 446 Liter. Er hat unter fließendem Wasser gespült, und auch in Spülpausen - etwa beim Abtrocknen - lief das Wasser weiter. Das war zwar ein Extrem-, aber wirklich kein Einzelfall.
Gab es Unterschiede nach Ländern?
Die Herkunft spielt keine so große Rolle, es ist mehr eine persönliche Einstellung. In allen Ländern gab es Menschen, die relativ sparsam spülten, und solche, die relativ sorglos mit Ressourcen umgingen. Allerdings werden Praktiken, wie unter fließendem Wasser zu spülen, deutlich häufiger in Ländern Süd- und auch Osteuropas praktiziert als etwa in Deutschland.
Macht es denn überhaupt noch Sinn, von Hand zu spülen - sind Maschinen nicht effizienter?
Es macht Sinn, wenn man einzelne Geschirrteile kurzfristig wieder braucht, oder bei sehr wertvollem, empfindlichen Geschirr - da ist die Maschine einfach aggressiver. Für das normale Haushaltsgeschirr kann man eine Spülmaschine nur empfehlen. Ihr Kauf lohnt sich selbst für kleine Haushalte - auch das haben wir untersucht. Man muss in diesem Fall einfach warten, bis die Maschine voll ist, vielleicht muss man sich auch etwas zusätzliches Geschirr anschaffen. Denn es rechnet sich natürlich nur, wenn die Maschine auch voll ist. Und: Vielfach spülen Menschen, die eine Spülmaschine besitzen, das Geschirr vor - das ist doppelt falsch. Die Geschirrspüler werden durchaus mit größeren Mengen Schmutz fertig.
Was ist mit der höheren Umweltbelastung durch die aggressiveren Spülmittel in Maschinen - bleibt es trotzdem bei einer positiven Bilanz für die Maschine?
Laut ersten Untersuchungen: ja. Dank der Einsparungen bei Energie und Wasser ist dies im Allgemeinen die ökologisch und ökonomisch sinnvollere Spülmethode.
Die Fragen stellte Bert Schulz.