blaues gold
Wasser ist der Grundstoff. Ohne ihn gäbe es kein Leben auf der Erde
Es ist geruch- und geschmacklos, lichtdurchlässig, farblos und für die meisten Menschen in den Industriestaaten eine absolute Selbstverständlichkeit: Wasser. 70 Prozent der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt, das sind 1,4 Billiarden Liter. Trotz dieses enormen Wasserreichtums steht dem Menschen davon nur ein Bruchteil als Lebensmittel zur Verfügung: Rund 97 Prozent des Wassers sind Salzwasser und damit zunächst ungenießbar. Nur drei Prozent sind Süßwasser. Der größte Teil davon lagert allerdings tiefgefroren in Grönland und der Antarktis. Lediglich ein Drittel entfällt auf Grundwasser, Seen, Flüsse sowie Wasser in der Atmosphäre.
Auch der Mensch besteht zu zwei Dritteln aus Wasser, bei Lebewesen wie der Qualle beträgt der Wasseranteil sogar 99 Prozent. Kein Stoffwechselvorgang wäre ohne das "blaue Gold" möglich, auch die grünen Pflanzen und bestimmte Bakterien brauchen Wasser, um den bei der Fotosynthese entstehenden Sauerstoff liefern zu können. Wasser ist Leben.
Schon der Philosoph und Mathematiker Thales von Milet (625 bis 547 v. Chr.) erkannte die Bedeutung des Wassers: "Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser; aus Wasser ist alles, und in Wasser kehrt alles zurück." Ein solch in sich geschlossenes System und faszinierendes Perpetuum mobile ist der Wasserkreislauf. Der Motor dieses Systems ist die Sonne. Sie sorgt dafür, dass das Wasser ständig zwischen Atmosphäre und Erdoberfläche zirkuliert.
Zunächst verdunstet das Wasser vor allem aus den Meeren. Nach Angaben der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches (DVGW) steigt im Jahr über den Ozeanen sechs Mal soviel Wasser (425.000 Kubikkilometer) auf wie über Land und gelangt als Wasserdampf in die Atmosphäre. Rund 100.000 Kubikkilometer gehen als Niederschlag in Form von Regen, Graupel und Schnee auf die Kontinente nieder, zwei Drittel davon verdunsten anschließend wieder über Pflanzen, Wasser- und Boden- oberflächen.
In den Polargebieten und Hochgebirgen wird ein Teil der Niederschläge als Eis gespeichert, von wo es über Schmelzwasser wieder in die Ozeane gelangt. Erreicht der Niederschlag den Boden, sickert er ein und dringt zum Grundwasser vor. Von dort oder über Flüsse und Bäche gelangen jährlich etwa 40.000 Kubikkilometer wieder in die Ozeane und Seen, wo sich der Kreislauf schließt: Das Wasser kann erneut verdunsten. Die DVGW schätzt, dass die gesamte jährlich bewegte Wassermenge im Wasserkreislauf bei gleichmäßiger Verteilung auf den Landflächen der Erde eine Wasserschicht von 3,5 Meter Höhe ergäbe.
Reiche Länder wie Saudi-Arabien, die über viel Salz- und wenig Süßwasser verfügen, bekämpfen den Wassermangel, indem sie Millionenbeträge in Meerwasserentsalzungsanlagen investieren - aus ungenießbarem Salzwasser wird so Trinkwasser. Chile, Eritrea und einige andere Länder setzen auf Netze, an denen der Nebel hängen bleibt. Die Wassertropfen werden über Rohre in Zisternen weitergeleitet.
Die Autorin arbeitet als Wissenschaftsjournalistin in Oldenburg.