Klimawandel
Die Erde wird wärmer - das hat Folgen für die Verfügbarkeit von Wasser
Es wird wärmer auf der Erde. Wie stark, ist derzeit umstritten - die Tendenz ist jedoch eindeutig. Die Folge: An den Polkappen schmilzt das Eis, extreme Wetterphänomene wie Wirbelstürme, Dürreperioden und Überschwemmungen häufen sich, auch in Europa. Dieser von Menschen gemachte Treibhauseffekt hat deutliche Folgen für die Wasserverfügbarkeit. Zwar gehen Wissenschaftler des IPCC, des Klimaforschungsgremiums der Vereinten Nationen, davon aus, dass die Niederschläge und die Verdunstung in den kommenden Jahren zunehmen werden; die Folge ist eine feuchtere Erde. Nur kommt das Wasser nicht dort an, wo es gebraucht wird.
Dort, wo es ohnehin viel regnet - etwa in den Tropen - wird der Regen den Prognosen zufolge künftig zunehmen. Der erwartete Anstieg der Meeresspiegel stellt eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung dar, vor allem in den Küstengebieten, die ohnehin schon von Überflutung bedroht sind; Landwirte können ihre Ernten nicht mehr sicherstellen. Aber in jenen Gebieten, in denen Wasser jetzt schon rar ist, wird es noch knapper werden.
Diese Wasserverknappung bedroht auch Europa: Laut Greenpeace sind mehr als 30 Prozent der Gletscherflächen bereits geschmolzen. Das Schmelzwasser erhöht zwar zeitweise die Wasserverfügbarkeit. Aber wo Gletscher und Schneebedeckung endgültig schwinden, wird weniger gefrorenes Süßwasser gespeichert, und damit sinkt langfristig der Wasserpegel. Der Bund für Umwelt und Naturschutz befürchtet, dass in den Einzugsgebieten von Donau und Elbe in absehbarer Zeit bis zu einem Drittel weniger Wasser vorhanden sein wird. In Brandenburg oder der Pfalz werde sich die Grundwasserneubildung fast halbieren.
Noch dramatischer sieht es in Asien aus. Auch die Gletscher des Himalaya - vor allem in Tibet - schmelzen kontinuierlich. Etwa ein Drittel davon könnte den Fachleuten zufolge bis 2050 verschwunden sein; die Hälfte bis 2090, wenn die Erderwärmung andauert. Besonders stark betroffen: das Gletschereis am Berg Anemaqen auf dem Qinghai-Tibet-Plateau am Ursprung des Gelben Flusses. Der zweitlängste Strom Chinas versorgt fast 150 Millionen Menschen mit Wasser. Die Eisfläche ist in vier Jahrzehnten um 17 Prozent zurückgegangen. Am Mount Everest und Gegenden im mittleren und nördlichen Teil des Himalayas sind die Gletscher in dieser Zeit um neun Prozent geschrumpft. Im Westen der Bergregion, die den Jangtse, Mekong, Indus und Ganges speist, macht der Rückgang etwa acht Prozent aus. Erst im Januar litt China unter der schwersten Dürreperiode seit einem Jahrzehnt. Meteorologen machen für die immer größer werdenden Ausmaße dieser Wetter-phänomene vor allem den Klimawandel verantwortlich.
Am stärksten von der Wasserkrise betroffen ist Afrika, jener Kontinent, der am wenigsten für Treibhauseffekt und Klimawandel verantwortlich ist. Befürchtet werden dort noch schlimmere Dürreperioden, heftigere Niederschläge in den feuchten Gegenden Westafrikas und ein Ertragsrückgang in der Landwirtschaft, die schon heute die rund 924 Millionen Afrikaner nur mit Mühe ernähren kann. In einer von den UN in Auftrag gegebenen Studie heißt es, dass bis zum Jahr 2080 die Mais- und Hirse-Erträge aus Äthiopien, Eritrea, Ghana sowie aus dem Sudan um mindestens fünf Prozent zurückgehen. In manchen afrikanischen Küstenregionen werden wegen des steigenden Meeresspiegels bis Ende des Jahrhunderts 70 Millionen Menschen und 30 Prozent der Infrastruktur gefährdet sein. Neben Kapstadt könnten auch große Teile von Lagos (Nigeria) und Dar es Salaam (Tansania) unter Wasser stehen. Gleichzeitig dehnen sich die Wüsten aus - schon heute wächst die ausgetrocknete Sahelzone allein in Nordnigeria jährlich um 2.000 Quadratkilometer. Die Fläche der von regelmäßigen Dürren heimgesuchten Regionen Afrikas soll sich bis 2050 verfünffachen.
Überschwemmungen, Hochwasser, Dürreperioden und Grundwasserrückgang - der Klimawandel macht Süßwasser mehr und mehr zur wichtigsten Ressource des 21. Jahrhunderts - noch weit bedeutender als Erdöl.