Wasserfussabdruck
Das Konzept misst den realen Verbrauch im Produktionsprozess
Wie viel Wasser verbraucht ein durchschnittlicher Westeuropäer am Tag? Man denkt an die morgendliche Dusche, das Zähneputzen, die Klospülung, zum Trinken eine Flasche Sprudel und vielleicht noch die Fahrt durch die Autowaschanlage. Wer so rechnet, kommt zwar - im wohlhabenden Westen - leicht auf eine Wassermenge von weit über einhundert Litern. Doch den größten Teil des täglichen Wasserverbrauches berücksichtigt diese Rechnung trotzdem nicht. Denn schon für die Herstellung des morgens übergestreiften T-Shirts wurden im Baumwoll-Anbaugebiet rund 2.700 Liter Wasser verbraucht. Für eine Tasse Kaffee werden beim Anbau und beim Röstprozess rund 140 Liter Wasser benötigt. Die Kühe, die Milch und Käse für das Frühstück liefern, müssen getränkt und gereinigt werden, beim Anbau der Futterpflanzen fließt weiteres Wasser. Zu den wasserintensivsten Lebensmitteln gehört Rindfleisch: Für ein Kilo Steak werden rund 16.000 Liter verbraucht.
Um diese Art des Wasserverbrauches überhaupt erfassen zu können, wurden in den vergangenen Jahren neue Begriffe eingeführt: Der Umweltwissenschaftler Tony Allan prägte das Konzept des "virtuellen Wassers". So enthält eine Tasse Kaffee zwar nur 0,2 Liter reales, aber aufgrund ihrer Herstellung 140 Liter "virtuelles Wasser". Wenn man den "virtuellen Wassergehalt" von Produkten kennt, kann man berechnen, wie groß der "Wasser-Fußabdruck" ist, den jemand hinterlässt. Je größer dieser ist, umso mehr Wasser wird für die Produkte verwendet, die ein Mensch, eine Stadt oder ein Land verbrauchen.
Und wie zu erwarten ist, gibt es große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Wasser-Fußabdrücken. Wenig überraschend sind die großen Latschen der Amerikaner; aber auch die Thailänder leben - wegen des wasserintensiven Reisanbaus - auf großen "Wasser-Füßen".
Was die persönliche Wasserbilanz angeht, verbrauchen Vegetarier wesentlich weniger als passionierte Fleischesser. Deshalb sieht Tony Allan in einem maßvolleren Fleischkonsum einen wichtigen Beitrag zum Wassersparen. "Aber es wird viel Zeit in Anspruch nehmen, die ,Fresswelle' zu überwinden, die wir im Norden am Ende des 20. Jahrhunderts erlebt haben", sagt er. Trotzdem bleibt Allan optimistisch: Auch eine steigende Weltbevölkerung könne man "mühelos ernähren, wenn wir vernünftig sind und gesünder und bescheidener leben".