"Im Wesen ist das neue glitzernde das alte hölzerne Russland geblieben, das jenseits des Moskauer Autobahnrings beginnt." Der Journalist Klaus-Helge Donath bietet einen kritischen Blick hinter die Fassaden des Riesenreiches, das sich derzeit so gerne als politisch stabile und wirtschaftlich prosperierende Großmacht präsentiert. Sein Urteil fällt ernüchternd aus: Weder seien die politischen Verhältnisse stabil, noch sei der Staat wieder erstarkt. Vielmehr zeige Russland die "Schwächen mittelalterlicher Feudalstaaten, die nicht in der Lage waren, Zentralgewalt auszuüben", und sei beherrscht von Korruption und Rechtsnihilismus.
Donaths Analysen, er berichtet seit 1990 für die "tageszeitung" aus Russland, sind pointiert und journalistisch glänzend geschrieben. Sein Buch ist eine Warnung an all jene, die glauben, Russland habe den Weg nach Europa angetreten. Hinter den europäisch anmutenden Fassaden von Moskau und Sankt Petersburg liege die "konturlose russische Weite, die sich einer fremden Kultivierung" widersetze. Russland sei "rasender Stillstand" - allenfalls vom galoppierenden Ölpreis angetrieben.
Das Kreml-Syndikat
Rotbuch Verlag, Berlin 2008; 224 S., 19,90 ¤