Barack Obama hätte dort gerne geredet, aber er durfte nicht. Ansonsten kann auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor so ziemlich jeder machen, was er will: In russischen oder Phantasieuniformen mit roten Fahnen herumlaufen und sich den zahlreichen Touristen als Fotomodell anbieten, Andenken wie sowjetische Armee-Mützen verkaufen, deren Zahl um so größer zu werden scheint, je länger der Zusammenbruch des Sowjet-Reiches zurückliegt. Es fehlen nur noch die aggressiven Bettler vom S-Bahnhof Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain. Das Gelände rund um das Tor sei inzwischen, so findet die CDU-Abgeordnete Monika Grütters, zu einem "Rummelplatz" verkommen. Grütters, Vorsitzende der Stiftung Brandenburger Tor, gibt die Schuld dem Berliner Senat und dem Stadtbezirk Mitte. Dabei hätte der Ort zum bedeutendsten Platz der Bundesrepublik werden können, findet die Abgeordnete.
Es gab bereits im Sommer Ärger mit Senat und Bezirksamt, weil eine Behörde das Gelöbnis der Bundeswehr am Reichstag nicht genehmigen wollte. Damals war es das Grünflächenamt, das die Würde des Rasenplatzes vor dem Reichstag durch Soldatenstiefel gefährdet sah. Das Amt ist für den Rummel vor dem Brandenburger Tor nicht zuständig: Dort ist alles gepflastert. Aber es liegt schon in der Verantwortung des Bezirks Mitte und des Senats, was rund um das Tor geschieht und was unterbleibt. Wenn das Bauwerk nur ein Berliner Wahrzeichen wäre, könnte es egal sein. Aber das Tor ist mehr: Von 1961 bis 1989 geschlossen, ist es das Symbol für die Freiheit der Deutschen. Direkt davor fahren jetzt Mietfahrräder mit acht Sitzen, auf denen Grütters von ihrem Bürofenster aus "kreischende Teenies" und andere Halbstarke sehen und hören kann. Die Würde eines Berliner Grashalms steht dem Pariser Platz offenbar nicht zu.