Mehr Urlaub auf dem Bauernhof, mehr Tourismus im ländlichen Raum: Dieses Ziel haben sich die CDU/CSU- und die SPD-Fraktion im Bundestag gesetzt. Für die rund 25.000 Anbieter von Bauernhof- und Landurlaub sehen die Abgeordneten ein "großes Marktpotenzial". Im Jahr 2005 seien etwa 1,6 Millionen solcher Urlaubsaufenthalte, ohne Kurzurlaube, zu verzeichnen gewesen, mit denen rund 943 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet worden seien, heißt es in dem Antrag der Koalitionsfraktionen ( 16/10320), den der Bundestag am 25. September zur weiteren Beratung an den Tourismusausschuss überwies.
Hätten sich von 2003 bis 2005 noch rund 2,1 Millionen über 14-jährige Deutsche für einen Bauernhof- oder Landurlaub entschieden, so seien es in den Jahren 2006 bis 2008 mit etwa 7,1 Millionen mehr als dreimal so viele gewesen, schreibt die Koalition. Die Regierung wird aufgefordert, weiterhin ausreichende Finanzmittel für die touristische Entwicklung der ländlichen Räume bereitzustellen.
An den Tourismusausschuss überwiesen hat der Bundestag auch einen Antrag der Linksfraktion ( 16/10317), in dem ein "barrierefreier Tourismus für alle" in Deutschland gefordert wird. Der barrierefreie Tourismus werde immer wichtiger, weil es immer mehr ältere Menschen gebe und Barrierefreiheit zu einem touristischen Qualitätsmerkmal werde, heißt es darin. Die Regierung muss aus Sicht der Linken auf die Deutsche Bahn einwirken, damit Bahnhöfe barrierefrei ausgebaut werden. Zudem wird vorgeschlagen, ein einheitliches, bundesweites Gütesiegel zu schaffen. Ziel müsse ein "generationengerechter" Tourismus sein, der für Ältere genauso attraktiv ist wie für Jüngere oder für Menschen mit Behinderung.
Gegen die Stimmen von FDP und Grünen bei Enthaltung der Linken nahm der Bundestag einen Antrag der Koalition ( 16/8777) an, die "Chancen des demografischen Wandels im Tourismus" zu nutzen. Die Regierung wird damit aufgefordert, ein Leitbild für den Deutschlandtourismus zu entwickeln. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Ernst Hinsken (CSU), hat die Arbeit an diesem Leitbild bereits aufgenommen. Es soll zum Jahresende vorliegen. Die Deutsche Zentrale für Tourismus soll nun ihre Werbung für das Reiseland Deutschland stärker als bisher auf Seniorinnen und Senioren ausrichten.
Einem Antrag der Grünen zum Thema "Barrierefreiheit und demografischer Wandel" ( 16/9315), stimmte im Bundestag neben den Antragstellern nur noch die Linksfraktion zu. Darin hatte die Fraktion von der Bundesregierung verlangt, eine "allgemeine barrierefreie Umweltgestaltung" zu fördern. Gefördert werden sollten auch Kooperationen zwischen Verkehrsträgern und der Tourismusbranche, um zielgruppenorientierte Reise- und Informationsketten zu entwickeln. In einem Leitbild für den Deutschlandtourismus sollten sich alle Generationen wiederfinden. Das Parlament folgte bei seinen Voten einer Empfehlung des Tourismusausschusses ( 16/10073).
Der Bundestag unterstrich ferner die Bedeutung von Messen und Geschäftsreisen für den Tourismusstandort. Einen entsprechenden Antrag von CDU/CSU und SPD ( 16/5958) nahm er auf Empfehlung des Tourismusausschusses ( 16/9255) gegen die Stimmen der Linksfraktion und der Grünen bei Enthaltung der FDP an. Die Regierung soll vor allem die Bürokratie eindämmen, der Unternehmen bei Geschäftsreisen unterliegen.
Schließlich nahm der Bundestag den tourismuspolitischen Bericht der Bundesregierung ( 16/8000) auf Empfehlung des Tourismusausschusses ( 16/10187) zur Kenntnis und lehnte Entschließungsanträge der FDP ( 16/8194) und der Linken ( 16/10380) dazu ab. Mit 31 Forderungen wollten die Liberalen die Rahmenbedingungen für den Tourismussektor verbessern, vor allem auf dem Gebiet der Steuer- und der Arbeitsmarktpolitik. Die Linke wollte, dass das Ziel "Reisen für alle" in den Mittelpunkt der Tourismuspolitik der Bundesregierung gestellt wird.