Anfangs hatte zwischen Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und seiner teutonischen Amtskollegin Angela Merkel höfliche Distanz geherrscht. Ja, man hörte sogar, er sei von ihr genervt gewesen, n'est ce pas? Auch sie fand seine Alleingänge in libyschen Wüsten und bei bulgarischen Krankenschwestern gewöhnungsbedürftig. Doch der französische Präsident, der mit großen Frauen keine Berührungsängste kennt, und die Frau, die sich mit der Spezies "geltungsbedürftiger Mann" bestens auskennt, fanden in den Irrungen und Wirrungen zahlreicher Gipfel und Regierungstreffen doch noch zueinander. Jetzt passt kein Blatt mehr zwischen sie - wie nicht zuletzt der handgeschriebene Gruß des französischen Charmeurs an "chère Angela" zur gewonnenen Bundestagswahl bewies. Denn beide wissen: Sie brauchen sich - gerade in Krisenzeiten.
In einer solchen befindet sich der arme Nicolas gerade, denn sein Land wird von einer Naturkatastrophe der Politik heimgesucht: der Diplomatenschwemme. Derzeit sind in Paris 20 Botschafter ohne Job, weil Außenminister Bernard Kouchner auch ein paar fachfremde Quereinsteiger am Quais d'Orsay festmachen ließ. Hochbezahlte Enarchen langweilen sich daher jetzt in ihren Büros zu Tode, surfen im Internet oder planen vielleicht sogar eine neue Revolution? Diese Gefahr könnte auch bald auf die Kanzlerin zukommen. Denn nach dem Wahlsieg der schwarz-gelben Koalition droht einigen roten Staatsdienern jetzt ebenfalls Unterbeschäftigung und Merkel damit eine Beamtenschwemme. Ganz im Sinne der bilateralen Freundschaft gibt es daher Überlegungen für ein deutsch-französisches Beamtenwerk (DFBW). Dort könnten für derzeit überzählige Beamte gemeinsame Kurse in Ikebana, Kochen oder in der Kunst der Intrige angeboten werden. Denn gemeinsam haben beide noch jede Krise gemeistert.