Die Veränderungen im Zuge der Globalisierung ließen die kommunistische Staatsführung in Peking nach einem neuen ideologischen Fundament für ihre Gesellschaftsordnung Ausschau halten. Es musste nicht weniger als eine Brücke zwischen Marxis- mus-Maoismus und Kapitalismus geschlagen werden. Bei ihrer Suche entdeckten sie Konfuzius (etwa 551 - 479 vor Christus): Ausgerechnet in den Moralvorstellungen des "ersten Lehrers" und "Meisters" entdeckte die Parteiführung ihr Heil, obwohl sie Konfuzius früher als Vertreter einer "feudalen Gesinnung" geschmäht hatte. Als Instrument zur Propagierung der nationalen Wiedergeburt reaktiviert, sollen seine Weisheiten die kommunistischen Parolen weitgehend ersetzen. An seinen Äußerungen zu Familie und Bildung, Bescheidenheit und Ordnung, Gehorsamkeit und Konformismus sollen sich die Chinesen nun orientieren.
Annping Chin, Professorin an der Yale Universität, verfasste eine bemerkenswerte Biografie über den großen chinesischen Philosophen, dessen Wissensdrang und Streben nach Vervollkommnung sein ganzes Leben durchzogen.
Konfuzius. Geschichte seines Lebens.
Insel Verlag, Frankfurt/M. 2009; 288 S., 24,80 ¤