Für einen ausgewachsenen Roman taugt der Mauerfall allemal: ein unvergleichliches historisches Ereignis, die große Weltpolitik und unzählige Einzelschicksale trafen im Herbst 1989 zusammen. Ein Stoff, den sich kein Literat besser erfinden könnte. Das dachten sich auch die beiden französischen Journalisten Olivier Guez und Jean-Marc Gonin, der als Reporter über den Fall der Mauer und den Untergang des Kommunismus in Mitteleuropa berichtete. So stiegen die beiden Autoren in die Archive, verwerteten historische Dokumente und führten Interviews mit Zeitzeugen. Das Ergebnis, das der Verlag als Tatsachenroman und Doku-Drama unter dem Titel "Die Mauer fällt" anpreist, vermag nicht zu überzeugen.
Guez und Gonin gelingt es nicht, den Protagonisten des Geschehens wirklich Leben einzuhauchen - weder den politischen Führern in Ost und West, noch den Frauen und Männern auf der Straße. Zu brav erzählen die beiden Franzosen die historischen Fakten nach, die Spannung jener Tage vermag ihr Buch nicht einzufangen.
Die Mauer fällt. Ein Tatsachen-roman.
Piper Verlag, München 2009; 334 S., 19,95 ¤