So oft schon wurde Angela Merkel vorgeworfen, sie tue zu wenig dafür, die Politik weiblicher zu machen. Und nun, wo sie genau das vorhatte, wurde sie gestoppt. Denn die Idee des Schattenhaushalts, mit dem Merkel im kommenden Jahren Dinge bezahlen wollte, für die im normalen Bundeshaushalt kein Geld vorhanden ist, ist vom Tisch. Schade, denn gerade dieses Instrument hätte weibliches Denken par excellence in die große Politik gebracht.
Jede Frau vermag nach einer achtstündigen Einkaufstour auf den Cent genau zu benennen, wie viel sie gespart hat, weil sie die zehn bis zwölf Paar reizenden Schuhe, die sie eigentlich dringend gebraucht hätte, eben doch nicht gekauft hat - um genau dieses Geld dann freudestrahlend für einen neuen Mantel auf den Tisch zu kloppen. Schattenhaushalte und Budgets dieser Art existieren im weiblichen Einkaufsverhalten seit Jahrhunderten und selbst schwäbische Hausfrauen beherrschen den Buchhaltungstrick blind.
Feministinnen hätten Merkel dankbar sein können, dass sie auf spezifisch weibliche Art nun die Finanzen des Landes in Ordnung bringen wollte. Zudem wäre die Gelegenheit dafür günstig wie nie gewesen: Im Moment gibt es viele Gelder, die sich problemlos in die Schattenkalkulation einbringen lassen würden: nicht ausgezahlte Boni von Banken, die derzeit sowieso dem Bund gehören, Gelder für die vielen geplanten Schweinegrippen-Impfungen, die gar nicht in Anspruch genommen werden. Bei dieser Gelegenheit hätten deren umstrittene Wirkungsverstärker auch endlich die Würdigung bekommen, die sie verdienen: Sie hätten das ganze System derart gepusht, dass der Euro künftig 200 Cent wert gewesen wäre.
Das haben Sie jetzt nicht verstanden? Fragen Sie einfach die nächste Frau, die Sie treffen; die kann das prima erklären. Es sei denn, sie macht gerade einen aufmunternden Schattenshoppingtrip mit Frau Merkel.