Bei seiner ersten Wahl zum Bundestagspräsidenten 1950 ist der 46-Jährige noch weitgehend unbekannt. Als Hermann Ehlers (CDU) sich 1953 erneut zur Wahl stellt, wird er mit großer Mehrheit im Amt bestätigt: Er erhält 467 von 487 Stimmen, eines der besten Ergebnisse bei einer Bundestagspräsidentenwahl. Ehlers, der bislang jüngste Bundestagspräsident, stirbt nur ein Jahr später.
Wenn er die Sitzungen des Bundestags führte, war Humor sein wichtigstes Instrument: "Herr Abgeordneter Kahn, darf ich Ihnen vorschlagen, dass Sie den Rest einmal frei sprechen. Es hören dann wahrscheinlich auch Abgeordnete zu."
Diese Souveränität hatte Ehlers zu Beginn seiner Amtszeit niemand zugetraut, seine politische Karriere begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg: 1904 in Berlin geboren, wuchs er mit enger Bindung zur evangelischen Kirche auf. Während der Zeit des Nationalsozialismus schloss er sich der Bekennenden Kirche an. Seine Bewerbung auf eine Richterstelle wurde 1939 abgelehnt - Ehlers wollte nicht in die NSDAP eintreten. Nach dem Krieg trat Ehlers 1946 in die neu gegründete CDU ein, für die er 1949 in den ersten Bundestag einzog.
Als Bundestagspräsident prägte Ehlers die Arbeit des Bundestages entscheidend: Er wollte die Deutschen für die parlamentarische Demokratie begeistern und den Bundestag zu einem offenen Parlament machen. So sorgte er dafür, dass Bundestagsdebatten erstmals im Rundfunk übertragen wurden.
Mitten im Wahlkampf starb Hermann Ehlers 1954 im Alter von 50 Jahren an den Folgen einer nicht auskurierten Mandelvereiterung.