Die Sitzungswoche im Rückblick
Bahnreform, Beamtenbesoldung und der erste Bundesbericht Forschung und Innovation - diese Themen standen im Mittelpunkt der Sitzungswoche vom 26. bis 30. Mai 2008. Am Donnerstag erinnerten die Abgeordneten an den 60. Jahrestag der Staatsgründung Israels. Zwei Aktuelle Stunden beschäftigten sich mit neuen Stasi-Vorwürfen gegen Gregor Gysi (DIE LINKE.) und dem Energie- und Klimapaket der Bundesregierung.
Auf der Tagesordnung standen außerdem verschiedene
Anträge der Fraktionen, unter anderem zur Bekämpfung des
Fachkräftemangels und zum Klimaschutz im Straßen- und
Luftverkehr.
In der ersten Plenarsitzung am Mittwoch, dem 28. Mai 2008, kamen
die Abgeordneten zur Fragestunde und zur Befragung der
Bundesregierung zusammen.
Auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU und SPD fand am Mittwoch zudem eine Aktuelle Stunde zu neuen Stasi-Vorwürfen gegen Gregor Gysi statt. In der vergangenen Woche hatte die so genannte "Birthler-Behörde" Dokumente freigegeben, die nach Ansicht der Bundesbeauftragten den Verdacht erhärten, Gregor Gysi, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE., habe als Rechtsanwalt zu DDR-Zeiten als "Inoffizieller Mitarbeiter" für die Staatsicherheit gearbeitet. Gysi hatte dies stets bestritten und entsprechende Behauptungen gerichtlich verbieten lassen. Auch gegen die Herausgabe der jetzt veröffentlichten Akten hatte er lange prozessiert, am 20. Mai 2008 jedoch seine Berufung zurückgezogen.
Die Fraktion BÜNDNIS90/ DIE GRÜNEN hatte am Donnerstag
eine Aktuelle Stunde zum Thema „Unterschiedliche Meinungen in
der Bundesregierung zum Energie- und Klimapaket“ beantragt.
Die Regierung hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass
das Klimapaket nicht wie vorgesehen in dieser Woche im
Bundeskabinett beraten werden soll, sondern erst in einer Sitzung
im Juni. Hintergrund sind unterschiedliche Positionen von
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos und Bundesfinanzminister
Peer Steinbrück zur Einführung der neuen Kfz-Steuer. Sie
ist Teil des 2007 vereinbarten Klimapakets, mit dem die Regierung
den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent verringern
will.
Die Plenarsitzung am Donnerstag begann mit einer
eineinhalbstündigen Debatte zum 60. Jahrestag der
Gründung des Staates Israel. Es redeten unter anderem die
Vorsitzenden der fünf Bundestagsfraktionen sowie
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier: "Heute, 30 Jahre
nach der ersten Aufnahme diplomatischer Beziehungen sind unsere
Beziehungen zu Israel so vielfältig, so inhaltsreich, wie mit
kaum einem anderen Land dieser Welt. Israel zählt Deutschland
inzwischen zu seinen engsten Verbündeten und Freunden - eine
Entwicklung, die uns ganz sicher auch mit Dankbarkeit
erfüllt."
Im Anschluss an die Debatte stellte die Bundesregierung den ersten Bundesbericht Forschung und Innovation (16/9260) vor. Ihm zufolge sind die Ausgaben des Bundes für Forschung und Innovation gegenüber dem Jahr 2005 deutlich gestiegen: Insgesamt sind im Bundeshaushalt 2008 11,2 Milliarden Euro vorgesehen. Künftig wird die Bundesregierung dem Bundestag alle zwei Jahre einen solchen Bundesbericht vorlegen und das Parlament über die Forschungs-, Technologie- und Innovationspolitik der Bundesregierung, der Länder und der EU informieren.
Am Donnerstag, dem 29. Mai 2008, verabschiedeten die
Parlamentarier das Bundesbesoldungs- und
-versorgungsanpassungsgesetz 2008/2009 (
16/9059). Damit werden nach Willen von CDU/CSU
und SPD die Dienst- und Versorgungsbezüge von Beamten und
Richtern des Bundes, Soldaten und Versorgungsempfängern des
Bundes von 2008 bis 2009 in drei Schritten angehoben. Die Anpassung
orientiert sich am Tarifabschluss für die
Tarifbeschäftigten des öffentlichen Dienstes (Bund) vom
31. März 2008.
Die Bundeswehr soll sich weiterhin an der Stationierung
internationaler Truppen im Kosovo beteiligen. Dies sieht ein Antrag
der Bundesregierung (
16/9287) vor, über den der Bundestag am
Donnerstag Nachmittag beriet. Die Streitkräfte sollen
zunächst für ein weiteres Jahr bis Anfang Juni 2009 im
Kosovo verbleiben. Nach Auskunft des
Bundesverteidigungsministeriums sind gegenwärtig im Kosovo
etwa 2.800 Soldatinnen und Soldaten stationiert. Ziel der KFOR
(Kosovo Force)-Mission ist es, ein sicheres Umfeld für alle
Bewohner des Staates zu schaffen und aufrecht zu
erhalten.
Die Pläne der Bundesregierung, die Deutsche Bahn teilweise zu privatisieren, stießen im Parlament auf breite Zustimmung. Einen entsprechenden Antrag von CDU/CSU und SPD ( 16/9070) nahmen die Abgeordneten in namentlicher Abstimmung an. Abgelehnt wurden die Anträge von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (16/9071,16/8046) und FDP (16/8774). Beide Fraktionen hatten sich unter anderem für eine stärkere Beteiligung des Parlaments an den Privatisierungsplänen ausgesprochen.
Der Antrag der Fraktion.DIE LINKE. (16/9306) wurde zur Beratung an den Verkehrsausschuss überwiesen. Darin fordert die Fraktion den Stopp des Vorhabens
Abstimmungsergebnisse und
Hintergrundinformationen...
Der Antrag wurde an die zuständigen Fachausschüsse
überwiesen.
Am Freitag, dem 30. Mai 2008, debattierten die Abgeordneten zudem über vier Anträge der Opposition zum Klimaschutz im Straßenverkehr.
Ein Antrag von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ( 16/9105) befasst sich mit den Emissionsnormen für neue Personenkraftwagen. Die Fraktion fordert die Bundesregierung auf, sich bei der Festsetzung von Emissionsnormen auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass Biokraftstoffe zur Erreichung des Grenzwerts für die jeweiligen Fahrzeugtypen (Flottengrenzwert) nicht angerechnet werden dürfen. Darüber hinaus plädieren sie dafür ( 16/8538), die KFZ-Gebühr in eine Bundessteuer umzuwandeln, um schnellstmöglich deren Bemessungsgrundlage von Hubraum auf CO2 umstellen zu können. Ein dritter Antrag der Fraktion sieht ferner vor, dass der Bundestag für seine Fahrbereitschaft künftig auch Wagen der Kompaktklasse oder einer niedrigeren Klasse anschaffen soll (16/9009).
DIE LINKE. fordert zudem in einem Antrag, den
CO2-Ausstoß neuer Personenkraftwagen zu
begrenzen.
Den Antrag von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN zu
Klimaschutzmaßnahmen im Luftverkehr lehnte der Bundestag ab
(16/5967). Die Fraktion hatte gefordert, die
Bundesregierung solle bei der Verhandlung der EU-Richtlinie zur
Einbeziehung des Flugverkehrs in den Emissionshandel darauf
dringen, dass alle klimaschädlichen Emissionen miteinbezogen
und strenge Grenzwerte eingeführt werden.
Insgesamt debattierten die Abgeordneten in der Sitzungswoche vom 26. bis 30 Mai 2008 über 33 Tagesordnungspunkte. Am Donnerstag standen unter anderem ein Entwurf des Kinderförderungsgesetzes und die Änderung des Erb- und Verjährungsrechtes auf der Agenda. Zudem stimmte der Bundestag über Anträge zu den Themen Korruption, Lebenslanges Lernen und Bekämpfung vernachlässigter Krankheiten ab.