Berlin: (hib/JR/STO) Mit der Vernehmung des Zeugen Klaus Duphorn hat der Erste Untersuchungsausschuss seine Verhandlung am Donnerstag kurz vor der Sommerpause fortgesetzt. Der Geologe, Hochschulprofessor und Eiszeitforscher gab den Abgeordneten Einblick in die obertägigen Erkundungen des Geländes um Gorleben bis 1982.
Der Quartärgeologe hatte im Auftrag der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) die Bohrergebnisse unter die Lupe genommen. ”Je tiefer wir bohrten, desto schlechter wurden die Ergebnisse“, sagte Duphorn. Die obertägigen Untersuchungen sollten Aufschluss darüber geben, ob sich der Standort Gorleben als Endlager für radioaktiven Müll eignet. Der Untersuchungsausschuss prüft, inwiefern es bei der Entscheidung im Jahr 1983, sich bei der Suche auf den Standort Gorleben zu beschränken, zu politischer Einflussnahme gekommen ist.
Duphorn sagte, sein Team von der Universität Kiel habe von 1979 bis 1981 5.300 Handbohrungen realisiert und rund 500.000 Steine untersucht. Daraufhin habe man vom Terrain 48 Karten erstellt. Die Ergebnisse habe man mit anderen Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. ”In der Sache ist die Auseinandersetzung mit der PTB und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) fair verlaufen“, erinnerte sich Duphorn. Die Kooperation habe er bis zum Vertragsende als positiv empfunden.
Dennoch war Duphorns Vertrag nicht über das Jahr 1981 hinaus verlängert worden. ”Über die Art und Weise, wie ich vom Bundesministerium für Forschung und Technologie damals abserviert und abqualifiziert worden bin, habe ich mich geärgert“, sagte Duphorn. Er äußerte den Verdacht, dass Referenten im Bundesministerium teilweise am Minister vorbei agiert hätten. Um die Arbeit abzuschließen, habe er seine drei Mitarbeiter fünf Monate lang ”aus der Familienkasse“ bezahlt. ”Ich glaube, man wäre mit mir freundlicher umgegangen, wenn die Bohrungen bessere Ergebnisse gezeitigt hätten“, fügte er hinzu.
Die Ergebnisse hätten aber gezeigt, dass man anfangs die Grundwasserdynamik unterschätzt habe, sagte Duphorn. So habe auch die PTB einräumen müssen, dass das Deckgebirge als mögliche Barriere für radioaktiven Abfall quasi ausfalle und Gorleben mit dem Salzstock ein Ein-Barrieren-System aufweise. ”Mit zunehmender Verschlechterung der Bohrbefunde wurden Überlegungen angestellt, inwieweit weitere, nicht geowissenschaftliche Kriterien in die Bewertung einfließen sollen.“ Dies habe man nach Auskunft Duphorns tun müssen. Die neuen Kriterien seien sehr solide Auswahlkriterien gewesen, mit neuen Anstößen aus der Reaktorsicherheitskommission.
Duphorn räumte ein, während seiner Arbeiten Anfang der 1980er Jahre generell von Salzstöcken als möglichen Endlagern überzeugt gewesen zu sein und auch für die untertägige Erkundung Gorlebens eingetreten zu sein. Heute sehe er das anders: ”Salz ist einfach out. Weltweit werden viele andere Schichten erforscht.“ FDP-Obfrau Angelika Brunkhorst dagegen berichtete von einem Besuch in Frankreich: ”Die beneiden uns um unser Salz.“
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