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Als sich die Abgeordneten des Bundestages am 7. September 1949 zu ihrer ersten Sitzung versammelten, fand diese historische Zusammenkunft im Gebäude der ehemaligen Pädagogischen Akademie in Bonn statt. Zeitungen, die damals in Deutschland erschienen, wie zum Beispiel Die Neue Zeitung, die in der amerikanischen Besatzungszone herausgegeben wurde und als die bedeutendste Zeitung im Nachkriegsdeutschland galt, berichteten über dieses historische Ereignis ebenso wie die Die Welt, Die Kölnische Rundschau oder Die Zeit.
Seit 1949 - also seit mehr als sechzig Jahren - gib es auch die Pressedokumentation im Deutschen Bundestag. Im "Altarchiv" befinden sich heute, neben den Zeitungsveröffentlichungen vom 8. September 1949, auch die in fünfzig Jahren gesammelten Presseveröffentlichungen über die Tätigkeit des Deutschen Bundestages, der Abgeordneten und Institutionen.
Den Nutzern dieses "Altarchivs" stehen etwa 23 Millionen Presseausschnitte in Papierform aus den Jahren 1949 bis 1999 auf 5.000 Regalmetern zur Verfügung. Zudem verfügt die Pressedokumentation über eine umfangreiche historische Zeitungssammlung.
"1999 endete die Papierära der Pressedokumentation. Seitdem werden alle Presseveröffentlichungen, die einen inhaltlichen Zusammenhang mit dem Bundestag oder einzelnen Abgeordneten haben, elektronisch erfasst", erzählt die Referatsleiterin Uta Martensen.
Jeden Morgen erstellen die Mitarbeiter des Lektorates eine elektronische Pressemappe. Diese tägliche aktuelle Frühinformation steht dem gesamten Parlamentsbereich ab acht Uhr im Intranet zur Verfügung. Sie enthält die politischen und gesellschaftlichen Schwerpunktthemen des Tages.
"Dazu werten die Lektoren 22 überregionale und regionale Tageszeitungen aus", sagt Uta Martensen. Die elektronische Pressemappe wird wegen ihrer Aktualität und dem Komfort des schnellen Überblicks sehr geschätzt, was die Zugriffszahlen im Intranet belegen.
Neben der Möglichkeit, die Pressemappe im Intranet zu lesen, stehen den Parlamentariern und den Mitarbeiter des Deutschen Bundestages auch zwei Lesesäle zur Verfügung. Dort können sie täglich bis zu 150 Zeitungen lesen und sich über die aktuellen politischen Ereignisse informieren.
Ausgewählte Titel werden sogar auf Mikrofilm archiviert. Das Mikrofilmarchiv umfasst inzwischen mehr als 35.000 Mikrofilme, die mit einem speziellen Lesegerät eingesehen werden können. Auf Mikrofilm archiviert werden auch historische Zeitungen.
Es gibt Kostbarkeiten aus dem Jahr 1848, in denen der Demokratisierungsprozess in Deutschland nachzulesen ist, und es sind Zeitungen auf Mikrofilm vorhanden, die in der Zeit des Nationalsozialismus erschienen sind und das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte dokumentieren. Pressedokumentationen über die Zeit der Weimarer Republik existieren nicht auf Mikrofilm. Wer solche Informationen benötigt, muss auf andere Datenbanken wie die Staatsbibliothek zurückgreifen.
Um das politische und gesellschaftliche Zeitgeschehen zu "konservieren", werten die Kollegen der Pressedokumentation täglich auch überregionale und regionale deutsche Zeitungen und Magazine aus und legen bis zu 800 Artikel im Archiv ab. Vor der Archivierung werden die Beiträge systematisch und akribisch verschlagwortet, damit sie später problemlos im Archiv gefunden werden können.
"Speziell dafür wurde ein Thesaurus entwickelt", sagt Uta Martensen. Diese Wortschatzsammlung bezeichnet in der Informationswissenschaft ein kontrolliertes Vokabular, dessen Begriffe durch Relationen miteinander verbunden sind. "Eine elektronische Indexsuche ermöglicht unseren Nutzern später die exakte Suche von Themen nach Schlagwörtern wie zum Beispiel Personen, Institutionen, Orten oder Jahreszahlen. Und selbstverständlich ist auch eine Volltextrecherche möglich", erklärt Uta Martensen das Prinzip.
Ein weiteres Aufgabengebiet der Pressedokumentation ist der Auskunfts- und Rechercheservice. Hier werden von den Dokumentaren innerhalb kürzester Frist - oft innerhalb einer Stunde - Dokumentations- und Rechercheaufträge für Abgeordnete oder Mitarbeiter der Bundestagsverwaltung bearbeitet.
"Es gibt artikelbezogene Anfragen ebenso wie zeitaufwändige Rechercheaufträge, bei denen wir auf Datenbanken im In- und Ausland zurückgreifen müssen", sagt Uta Martensen. Auch umfassende Zusammenstellungen zu speziellen Themen können aus dem konventionellen und elektronischen Archiv erstellt werden. Allerdings sind auch das Recherchen, die mit einem größeren Zeitaufwand verbunden sind.
In der Pressedokumentation und der Archivverwaltung gewinnt die Auswertung von Online-Medien immer mehr an Bedeutung, und das wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken. Artikel, die online veröffentlicht werden, schaffen die Platzierung in Printausgaben oft nicht mehr, weil die Nachricht nach Redaktionsschluss veröffentlicht wird.
Der schnelle Zugriff auf bestimmte Themen, die eine hohe Aktualität haben, ist für viele Parlamentarier ein enorm wichtiger Aspekt geworden.
Für die historische Betrachtung vieler politischer Themen werden die Nutzer der Pressedokumentation aber weiterhin auf die in den Regalen stehenden Aktenordner voller Presseausschnitte aus Papier zurückgreifen - zum Beispiel über die deutschen Bundeskanzler. Die Presseausschnitte über Konrad Adenauer füllen 100 Aktenordner, Willy Brandt bringt es auf 126 und Helmut Schmidt auf 92. Der Kanzler, mit dem sich die Presse offenbar am meisten beschäftigt hat, war Helmut Kohl. Er füllt 160 Aktenordner, in denen seine Kanzlerschaft dokumentiert ist.
In der Pressedokumentation arbeiten 28 Mitarbeiter. Oft sind Praktikanten im Einsatz, die vor dem Diplom als Dokumentare praktische Erfahrungen in der Dokumentation sammeln wollen. Außerdem gibt es Ausbildungsmöglichkeiten zum Fachangestellten für Medien und Informationsdienste. (bsl)