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Der Ausschuss für Gesundheit des Deutschen Bundestages reist vom 16. bis 22. Oktober 2010 nach Israel. Die Reise wird in Tel Aviv beginnen und über Beer Sheva im Negev nach Jerusalem führen. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen die Strukturen des israelischen Gesundheitssystems, dessen Finanzierungssystem stärker als in Deutschland auf Selbstbeteiligung ausgerichtet ist, sowie spezielle Themen wie Telematik, reproduktive Medizin und medizinische Versorgung sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen.
Die Delegation wird von der Ausschussvorsitzenden, Dr. Carola Reimann (SPD), geleitet. Weitere Teilnehmer sind Jens Spahn, Stephan Stracke und Karin Maag (alle CDU/CSU), Dr. Edgar Franke (SPD), Jens Ackermann (FDP), Dr. Martina Bunge (DIE LINKE.) und Birgitt Bender (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN).
Organisation und Finanzierung des israelischen Gesundheitswesens sind für Deutschland von großem Interesse. Das israelische Krankenversicherungssystem stellt eine Mischung aus einem steuerfinanzierten und einem sozialen Krankenversicherungssystem dar. Außerdem wird ein erheblicher Teil der Kosten für die Gesundheit von den Versicherten bzw. den Patienten im Wege von Eigenbeteiligungen und Zuzahlungen oder durch private Zusatzversicherungen selbst getragen. Für die aktuelle gesundheitspolitische Diskussion in Deutschland ist auch die Preisgestaltung auf dem israelischen Arzneimittelmarkt von Bedeutung. Angesichts der von den Fraktionen der CDU/CSU und FDP geplanten Neuordnung des Arzneimittelmarkts in Deutschland wird mit den israelischen Gesprächspartnern die Frage erörtert, weshalb in Israel die Kosten für Arzneimittel niedriger als in Deutschland sind. Von Interesse sind auch die Erfahrungen eines speziellen Gremiums, das jährlich auf der Basis einer Kosten-Nutzen-Bewertung darüber entscheidet, welche Medikamente in den sog. Health Basket, den Leistungskatalog der Krankenkassen, aufgenommen werden.
Die telemedizinische Versorgung, die sich in Deutschland erst zu entwickeln beginnt, genießt in Israel als „verlängerter Arm“ des Arztes bereits eine breite Akzeptanz und ist gut in das dortige Gesundheitssystem eingepasst. Hier kommen mobile Mess- und Kommunikationseinrichtungen bei den Patienten und eine systematische Auswertung daraus gewonnener Patientendaten in mit Ärzten und Fachleuten besetzten Call-Centern zum Einsatz. Anregungen verspricht sich die Delegation auch im Hinblick die medizinische Forschung, insbesondere den Bereich der in Deutschland kontrovers diskutierten Stammzellenforschung. Auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften gehört Israel sowohl in der Forschung als auch bei den Exporten zu den führenden Nationen.
Ein weiteres Anliegen der Delegation besteht darin, sich über die medizinische Versorgung sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen in Israel zu informieren. Im Mittelpunkt stehen dabei Maßnahmen zur Behebung der Versorgungsprobleme, die im Süden des Landes, im Negev, gehäuft auftreten und von denen in erster Linie einkommensschwache Gruppen wie die Haredim (ultraorthodoxe Juden), Araber und alte Menschen betroffen sind.