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Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages sind Dienstleister der besonderen Art. Als Wissensmanager liefern die Mitarbeiter den Abgeordneten wissenschaftlich fundierte und objektive Informationen, die sie für ihre parlamentarische Arbeit benötigen. Das können Kurzinfos zu einem bestimmten Stichwort sein, die innerhalb kürzester Zeit zusammengestellt werden, oder aber umfangreiche wissenschaftliche Abhandlungen zu einem Themenschwerpunkt.
"Wir fühlen uns bei unserer Arbeit der Neutralität und der Objektivität verpflichtet und liefern wissenschaftlich belegbare Informationen, die keinesfalls parteipolitische Färbungen enthalten dürfen", sagt Wolfgang Müller, Leiter der Unterabteilung Wissenschaftliche Dienste. Er verantwortet seit drei Jahren diesen Organisationsbereich des Deutschen Bundestages, in dem 85 ständige Mitarbeiter und zahlreiche Zeitkräfte dafür sorgen, dass die Parlamentarier Fachinformationen, Analysen oder Stellungnahmen von Gutachtern erreichen, die alle Rechts- und Politikgebiete abdecken.
"Ihre Anfragen können Abgeordnete sowie die Mitarbeiter der Gremien - insbesondere der Ausschüsse - über die sogenannte Hotline W per Fax oder E-Mail an uns richten. In einem sehr engen Zeitfenster werden die Anfragen von dort an den jeweils zuständigen Fachbereich weitergeleitet und von den Mitarbeitern fachlich fundiert beantwortet", sagt Wolfgang Müller und fügt an: "Es können Rechercheübersichten von wenigen Seiten sein oder umfangreiche wissenschaftliche Abhandlungen, die schon mal einen Aktenordner füllen können. Für uns ist dabei enorm wichtig, dass die Abgeordneten ihre Anfragen so exakt wie möglich stellen. Je konkreter die Anfrage, desto fundierter die Informationen."
Die Mitarbeiter der Wissenschaftlichen Dienste greifen dabei unter anderem auf bestehende wissenschaftliche Erkenntnisse von Instituten wie den Max-Planck-Instituten, den Fraunhofer-Instituten oder von Universitäten zurück. Sie nutzen für die Recherchen Datenbanken und internationale Datenverbünde, weltweit vernetzte Informationsplattformen sowie Bibliotheken und die Archive des Europäischen Parlaments.
"Das Internet ist ebenfalls eine wichtige Informationsquelle für unsere Arbeit. Beim Rückgriff hierauf gilt jedoch Vorsicht walten zu lassen und die Angaben zu verifizieren", sagt Wolfgang Müller.
Der Zeitaufwand, den eine wissenschaftliche Recherche in Anspruch nimmt, ist sehr unterschiedlich. Es gibt Eilaufträge, die innerhalb von einer Stunde erledigt werden. Es gibt Anfragen, die zwei bis sechs Wochen Recherche in Anspruch nehmen können, weil das Thema sehr umfangreich ist. Außerdem gibt es die Möglichkeit der Telefon-Information - wenn es mal blitzschnell gehen muss.
Die Wissenschaftlichen Dienste bearbeiten pro Jahr mehr als 2.500 Anfragen, wobei seit 2009 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen ist.
Fester Bestandteil der Wissenschaftlichen Dienste sind der "Aktuelle Begriff" und der "Aktuelle Begriff Europa". In regelmäßigen Abständen werden zu einem aktuellen Thema Informationen gebündelt veröffentlicht. Am 10. August 2010 hatte der "Aktuelle Begriff" beispielsweise das Thema "Die Qualitätssicherung der Arzneimittelversorgung" und am 20. August 2010 wurde "Der Beitrittsbeschluss der Volkskammer der DDR von 23.8.1990" thematisiert.
Außerdem gibt es den "Aktuellen Begriff Europa", der sich kürzlich mit der Problematik bilateraler Finanzhilfen für Griechenland befasste. Auf zwei Seiten liefern die Wissenschaftlichen Dienste viele Hintergrundinformationen, und sehr oft findet der "Aktuelle Begriff" den Weg auf die Internetseiten der Abgeordneten in ihren Wahlkreisen. Er ist im Internet sowie im Intranet des Bundestages abrufbar, und es gibt ihn auch auf Papier.
Die Mitarbeiter der Wissenschaftlichen Dienste werden entsprechend ihrer Ausbildung in den einzelnen Fachgebieten eingesetzt - unter ihnen finden sich zum Beispiel Historiker, Juristen, Volks- und Betriebswirte, Sozialwissenschaftler, Politologen und Naturwissenschaftler
"Die Recherchen werden ausschließlich von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt, denn es geht um fundierte wissenschaftliche Aussagen und Informationen", sagt Wolfgang Müller.
Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages sind auch für die drei Preise zuständig, die der Deutsche Bundestag ausschreibt und verleiht - den Medienpreis, den Wissenschaftspreis und den Deutsch-Französischen Parlamentspreis.
Die Mitarbeiter der zuständigen Fachbereiche kümmern sich nicht nur um die Ausschreibungen, sie sammeln auch die Einsendungen, organisieren die Jurysitzungen und bereiten schließlich die Preisverleihungen mit vor. Der Medienpreis des Deutschen Bundestages wird seit 1993 verliehen und ist mit 5.000 Euro dotiert. Der Wissenschaftspreis wurde 1989, im Jahr des Mauerfalls, ins Leben gerufen. Der Preisträger erhält 10.000 Euro.
Den Deutsch-Französischen Parlamentspreis schreibt der Deutsche Bundestag seit 2003 gemeinsam mit der Assemblée Nationale (Französische Nationalversammlung) aus - er ist ebenfalls mit 10.000 Euro dotiert. (bsl)