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"Jeder muss von seiner Arbeit leben können", sagt Steffen-Claudio Lemme. Der gebürtige Erfurter kandidierte 2009 erstmalig für den Bundestag und wurde als Abgeordneter der SPD ins Parlament gewählt. Der Thüringer ist seit mehr 25 Jahren Gewerkschafter mit Leib und Seele. Bereits als Lehrling engagierte er sich für die Rechte von Arbeitnehmern. Damals noch ehrenamtlich, später machte er die Gewerkschaftsarbeit zu seinem Beruf. Steffen-Claudio Lemme begann seine hauptberufliche Gewerkschaftslaufbahn 1991 als Jugendsekretär im Landesbezirk Thüringen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Danach war er bis 2001 Organisationssekretär der Region Mittelthüringen. Im Jahr 2006 wählten ihn die Kollegen zum Landesvorsitzenden des DGB Thüringen.
Als die SPD vor der Bundestagwahl 2009 auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten für den Wahlkreis 191 Kyffhäuserkreis-Sömmerda-Weimarer Land war, fiel die Wahl auf den erfahrenen Gewerkschafter. Denn wer kann die Interessen einer Volkspartei, die sich als Partei für Arbeitnehmer versteht, besser vertreten, als ein Mann der Basis? Der Kandidat Steffen-Claudio Lemme überzeugte die Wähler in Thüringen und zog als Abgeordneter über die Landesliste in den Bundestag ein.
Steffen-Claudio Lemme absolvierte eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker, weil sein eigentlicher Berufswunsch, eine Ausbildung bei der Handelsflotte zu absolvieren, nicht in Erfüllung ging. Er erzählt:"Als die Ablehnung im Briefkasten lag, platzte mein Traum vom Reisen in die weite Welt wie eine Seifenblase".
Schon während der Lehrzeit nahm er an Gewerkschaftsveranstaltungen teil, die damals in der DDR im Vergleich zu heute wohl nur wenig bewirkten. 1983 schloss er seine Lehre mit dem Gesellenbrief ab, und bereits ein Jahr später bot man ihm einen Arbeitsplatz im Erfurter Stadtvorstand der Gewerkschaft an. Es war der Grundstein für seine mehr als 25-jährige hauptberufliche Gewerkschaftsarbeit.
1983 begann er ein Studium der Gesellschaftswissenschaften an der Bezirksgewerkschaftsschule in Erfurt. Von 1987 bis 1989 studierte er an der Gewerkschaftshochschule Bernau. Mit dem Fall der Mauer kam das Aus. Die Gewerkschaftshochschule wurde geschlossen, Steffen-Claudio Lemme musste sich eine neue berufliche Herausforderung suchen.
"Ich arbeitete zunächst als Rettungsschwimmer für die Sportstättenverwaltung der Stadt Erfurt. Dann versuchte ich, mich in der realen Marktwirtschaft zu orientieren und in meinem Beruf als Kfz-Mechaniker wieder Fuß zu fassen", erzählt Lemme."In dieser Zeit des Umbruchs funktionierte vieles plötzlich völlig anders und oft nur ungenügend. Im November 1990 war ich plötzlich arbeitslos. Es war nur eine kurze Zeit, aber ich erinnere mich gut an das deprimierende Gefühl, das ich dabei hatte", so Lemme.
In der Wendezeit trat der Thüringer in die SPD ein. Er hatte die Hoffnung, dass der Neuanfang im Osten eine starke Arbeitnehmerpartei wie die SPD braucht. Mitte der neunziger Jahre allerdings gab er sein Parteibuch zurück, nachdem es im Rahmen seines persönlichen Engagements im Bereich Jugendpolitik zu Zerwürfnissen mit der damaligen Landesregierung gekommen war.
Im Januar 1991 bot sich Steffen-Claudio Lemme eine neue Chance. Beim DGB Thüringen wurde zu dieser Zeit ein Landesjugendsekretär mit Gewerkschaftserfahrung gesucht, der sich auch im Handwerk auskannte. Steffen-Claudio Lemme schickte seine Bewerbungsunterlagen zum Gewerkschaftshaus und wurde wenig später zum Gespräch eingeladen. Er bekam die Stelle und wurde Sekretär für Jugend, berufliche Bildung, Arbeitsschutz und Handwerk.
"Es war die Zeit nach der Wiedervereinigung, als der DGB in den neuen Ländern Strukturen aufbaute und Personal im jeweiligen Bundesland suchte."Da war ich mit meinen Gewerkschaftserfahrungen sehr willkommen", sagt der Politiker.
In den folgenden Jahren wurde er Vorsitzender des Landesjugendrings in Thüringen und wirkte federführend beim Aufbau der Gewerkschaftsjugend im DGB mit. Später wurde Steffen-Claudio Lemme Referatssekretär und übernahm zusätzlich die Arbeitsbereiche Jugendhilfe und Medienpolitik.
Im Jahr 2001 begann Lemme ein dreijähriges Studium an der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Erfurt."Das Abendstudium war eine große Kraftanstrengung, denn ich studierte neben meiner täglichen Arbeit", resümiert Steffen-Claudio Lemme. Nach dem erfolgreichen Abschluss als Verwaltungs-Betriebswirt (VWA) übernahm er ein Jahr später die Funktion des Regionsvorsitzenden in Mittel- und Nordthüringen.
In dieser Funktion arbeitete der Gewerkschafter eng mit den Handwerkskammern und den Industrie- und Handelskammern zusammen."Für die berufliche Erstausbildung, die Weiterbildung von Arbeitnehmern und die Abnahme der entsprechenden Prüfungen sind die Kammern ein wichtiger Partner der Gewerkschaften. Auch als Vorsitzender des Thüringer Landesauschusses für Berufsbildung engagierte ich mich viele Jahre, denn Bildung hat für Arbeitnehmer einen hohen Stellenwert", sagt Lemme.
Im Laufe der Jahre sammelt Steffen-Claudio Lemme viele Erfahrungen in der Gewerkschaftsarbeit und übernahm immer mehr Verantwortung."In den Jahren meiner aktiven Gewerkschaftsarbeit versuchte ich immer, ein verlässlicher Partner zu sein und praktikable Lösungen für Probleme zu finden. Dabei war es oft hilfreich, dass ich als Gewerkschaftsvertreter keiner Partei angehörte. Ich wollte alle Kollegen vertreten, ob sie einer Partei angehörten oder nicht", sagt der Politiker.
Steffen-Claudio Lemme hatte beim DGB seine Heimat gefunden. Er kandidierte im Jahr 2006 für den DGB-Landesvorstand in Thüringen und wurde zum Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig wurde er stellvertretender Bezirksvorsitzender des DGB-Bezirks Hessen-Thüringen. Nach Jahren als Spitzenfunktionär dachte Steffen-Claudio Lemme darüber nach, sich wieder parteipolitisch zu engagieren und trat erneut in die SPD ein.
Er erklärt das heute so: "Vor meinem Eintritt führte ich Gespräche mit vielen Genossen aus der Landes- und Bundespolitik der SPD. Ich schilderte meine Erfahrungen, die ich Anfang der 1990er Jahre gemacht hatte und die zu meinem Austritt aus der SPD führten, ganz offen. Mir war wichtig, dass ich mit meinen Erfahrungen nicht hinter dem Berg halte, und ich bin auf großes Verständnis gestoßen."
Als SPD-Mitglied bekam Steffen-Claudio Lemme die Chance, vom Kreisparteitag als Bundestagskandidat nominiert zu werden. Für die SPD war der Gewerkschafter ein perfekter Kandidat, denn er konnte glaubwürdig die Arbeitnehmerinteressen vertreten. Nach seiner Bewerbungsrede auf dem Kreisparteitag wurde er als Kandidat im Bundestagswahlkreis 191 Kyffhäuserkreis-Sömmerda-Weimarer Land auf der Landesliste bestätigt und zog für die SPD in den Wahlkampf.
Er erzählt: "2009 war für die SPD kein optimales Wahljahr, denn viele Menschen waren von der Volkspartei enttäuscht. Nach der Entscheidung zur Arbeitsmarktreform und der Rente mit 67 hatte die SPD bei vielen Wählern ihre Sympathiewerte verspielt. Trotz des enttäuschenden Gesamtergebnisses der Bundestagswahl konnte ich in meinem Wahlkreis viele Menschen überzeugen. In unzähligen Veranstaltungen und Hunderten persönlichen Gesprächen warb ich im Wahlkampf für eine Politik der sozialen Gerechtigkeit. Ich schaffte den Einzug in den Bundestag beim ersten Anlauf", sagt der Abgeordnete.
Steffen-Claudio Lemme ist auch als Bundestagsabgeordneter noch ein leidenschaftlicher Gewerkschafter und setzt sich für die Rechte der Arbeitnehmer ein. Ehrenamtlich engagiert sich Lemme im Bundesvorstand der Volkssolidarität, ist Verwaltungsrat der AOK PLUS und Vorsitzender des Vereins Mobit (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Thüringen e.V.).
Ein flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn in allen Branchen ist für ihn ebenso wichtig wie der Kampf gegen Lohndumping. Er sagt:"Die Stabilität unserer Wirtschaft wird maßgeblich durch die Mitbestimmung der Gewerkschaften geprägt. Mehr Stabilität in der Wirtschaft kann nur mit mehr Bindekraft und Akzeptanz zwischen Arbeit und Kapital erreicht werden. Dafür setze ich mich im Bundestag ein."
Steffen-Claudio Lemme ist Schriftführer, ordentliches Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und im Petitionsausschuss sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.
Ferner ist er stellvertretendes Mitglied in der Ältestenratskommission für innere Angelegenheiten und stellvertretender Vorsitzender der SPD-Arbeitsgruppe gegen Rechtsextremismus. (bsl)