Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > Dezember 2011 > Grundbesitzer sagt über Nutzungsbemühungen im Salzstock aus
Der Graf tritt bis heute die für die Erkundung nötigen Salzrechte nicht ab. „Mir wurde damals das Zehnfache des Marktpreises geboten“, sagte Graf von Bernstorff. Der Gutsbesitzer sagte, die damals die Verhandlungen führende Deutsche Gesellschaft für die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) habe von allen Grundbesitzern eine Entscheidung binnen eines Monats gefordert. „Und es wurde verdeutlicht, dass bei einer Enteignung ein Bruchteil des Preises geboten würde.“ Als Hintergrund seiner Entscheidung deutete er an, ein vor 300 Jahren verfasstes Familienstatut stelle viele Anforderungen an den jeweiligen Grundbesitzer. „Man ist mehr Treuhänder des Guts, er soll es an die Nachkommen übertragen und nicht verkaufen.“
Der Untersuchungsausschuss geht der Frage nach, ob es bei der Entscheidung der Bundesregierung, sich bei der Suche nach einem Endlager für Atommüll auf den Standort Gorleben zu beschränken, zu Einflussnahmen oder Manipulationen gekommen ist.
„In den vergangenen 34 Jahren ist keine Rede gewesen von den Vorkommen von Kohlenwasserstoffen und Gas im Salzstock“, sagte Graf von Bernstorff. „Es hieß, man könne keinen anderen Standort untersuchen, und zwar wegen der herrschenden Gesetze.“ Zur geänderten Erkundungsstrecke sagte er: „Die hat nur den Sinn, die Salzrechte zu umgehen.“ Die Geologie habe nicht an erster Stelle bei der Auswahl des besten Standortes gestanden. „Wirtschaft und Politik haben es versäumt, den Konsens mit unserer Bevölkerung zu suchen.“ Die Übertragungsverhandlungen der DWK hätten eine schlechte Stimmung erzeugt. „Bis heute leidet die Bevölkerung unter der Spaltung in Pro und Kontra. Das hätte man anders angehen können.“
Aus den Koalitionsfraktionen wurde dem Grafen ein Vermerk vorgehalten, nach dem er 1983 sein Einverständnis in obertägige Erkundungen gab. „Ich gebe zu, dass ich nach dem Ende der Pläne einer Wiederaufarbeitung offen war. Mein Einverständnis galt hydrologischen Untersuchungen, das war weit entfernt von einem Endlagerbau.“ Auch sei diese Entscheidung vor dem Schachtausbau gefallen, der so breit ausgefallen sei, dass er schon für ein Endlager genutzt werden könnte. „Das war für mich eine ambivalente Situation.“ Schließlich müsse ja ein Endlager gefunden werden. „Aber es setzte sich bei mir immer mehr durch, dass hier nicht erkundet wird, sondern gleich ein Endlager gebaut wird.“
Die Zeugenvernehmung sollte am Donnerstagnachmittag fortgesetzt werden.
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