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Der Bundestag beschäftigt sich in der Sitzungswoche von Mittwoch, 21. März, bis Freitag, 23. März 2012, mit zwei Gesetzentwürfen zur Änderung des Transplantationsgesetzes, der Forderung der SPD-Fraktion an die Bundesregierung, eine verbraucherpolitische Strategie vorzulegen, und dem Agrarbericht 2011 der Bundesregierung. Weitere Themen in den Debatten sind die von der Fraktion Die Linke geforderte Millionärssteuer und zwei Oppositionsanträge zur Gleichstellungspolitik. Am Freitagmorgen kommen Bundestag und Bundesrat zu einer gemeinsamen Sitzung zur Vereidigung des am 18. März von der Bundesversammlung gewählten Bundespräsidenten zusammen. Die Tagesordnung ist vorläufig und kann noch geändert werden. Die Sitzungen werden live im Parlamentsfernsehen, im Web-TV und auf mobilen Endgeräten übertragen.
Regierungsbefragung: Die Sitzungswoche beginnt am Mittwoch um 13 Uhr mit der halbstündigen Befragung der Bundesregierung zur vorangegangenen Kabinettssitzung sowie zu aktuellen Themen.
Fragestunde: Von 13.35 bis 15.35 Uhr findet die auf zwei Stunden angesetzte Fragestunde statt, in der schriftlich eingereichte Fragen der Abgeordneten von Vertretern der Bundesregierung mündlich im Plenum beantwortet werden.
Entscheidungslösung im Transplantationsgesetz: Ab 9 Uhr berät das Plenum gut zwei Stunden lang in erster Lesung zwei Gesetzentwürfe zur Änderung des Transplantationsgesetzes. Mit ihrem Gesetzentwurf (17/7376) will die Bundesregierung die Rahmenbedingungen für Organspenden verbessern. Unter anderem sollen bessere organisatorische Abläufe dazu beitragen, die Zahl der Spender zu steigern. Der von Abgeordneten aller Fraktionen eingebrachte Gesetzentwurf zur Regelung der Entscheidungslösung sieht vor, jeden Bürger regelmäßig zu befragen, ob er im Falle seines Todes zur Organspende bereit ist, und seine Antwort auf Personalausweis, Führerschein oder Krankenversicherungskarte zu vermerken. Zurzeit gilt die Zustimmungslösung, nach der eine Organspende nur möglich ist, wenn der Spender vor seinem Tod seine Zustimmung dazu in einem Organspendeausweis festgehalten hat oder seine nächsten Angehörigen einer Organentnahme zustimmen.
Verbraucherpolitik: Um 11.10 Uhr geht es weiter mit der auf eineinhalb Stunden angesetzten ersten Lesung eines Antrags der SPD-Fraktion zur Verbraucherpolitik (17/8922). Darin werfen die Sozialdemokraten der Bundesregierung vor, dass ihre Verbraucherpolitik ohne Konzept sei, und fordern sie auf, eine verbraucherpolitische Strategie vorzulegen und die Grundlagen, Leitbilder, Instrumente und Ziele der Verbraucherpolitik darzustellen.
Entgeltsystem für psychiatrische Einrichtungen: Um 13.05 Uhr beraten die Abgeordneten eine halbe Stunde lang in erster Lesung über einen von der Bundesregierung eingebrachten Gesetzentwurf zur Einführung des pauschalierenden Entgeltsystems für psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen. Damit soll laut Bundesgesundheitsministerium "die Qualität der Versorgung psychisch kranker Menschen gestärkt werden".
Privilegien der energieintensiven Industrie: Erstmals beraten wird ab 13.45 Uhr ein Antrag der Fraktion Die Linke (17/8608), in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, Ermäßigungen und Ausnahmeregelungen für Industriebetriebe mit einem hohen Energieverbrauch zu reduzieren oder ganz aufzuheben. Eine halbe Stunde ist für die Aussprache vorgesehen.
Forschung zur Sicherung der weltweiten Ernährung: Abschließend beraten wird ab 14.25 Uhr ein Antrag der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP (17/6504), in dem die Bedeutung der Forschung für die Sicherung der weltweiten Ernährung hervorgehoben wird. Die Bundesregierung solle daher die zentralen Forschungsthemen identifizieren, die für eine Lösung des Welternährungsproblems relevant seien, heißt es in der Vorlage weiter, über die nach halbstündiger Aussprache abgestimmt wird.
Finanzierung von Energiewende und Klimaschutz: Ab 15.05 Uhr beraten die Abgeordneten eine halbe Stunde lang in erster Lesung über einen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/8919), den anstehenden Nachtragshaushalt nicht nur zur Finanzierung des dauerhaften Europäischen Stabilitätsmechanismus, sondern auch für eine solide Finanzierung der Energiewende zu nutzen. Dies sei unter anderem deshalb nötig, weil die Mittel des sogenannten Energie- und Klimafonds aus verschiedenen Gründen nicht ausreichten, um Klimaschutz und Energiewende zu finanzieren.
Betreuungskommunikation für Soldaten im Einsatz: Ab 15.45 Uhr werden eine halbe Stunde lang drei Anträge zur Betreuungskommunikation für Soldaten im Einsatz abschließend beraten. In ihrem überfraktionellen Antrag (17/8895) fordern die Fraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen unter anderem, dass die in Auslandseinsätzen dienenden Bundeswehrsoldaten künftig kostenfrei nach Deutschland telefonieren können. Bislang sei die Kostenfreiheit der Telefonate nach Hause auf 30 Minen pro Woche beschränkt. Auch die Fraktion Die Linke fordert deutlich verbesserte Informations- und Kommunikationsmittel für die im Ausland eingesetzten Bundeswehrsoldaten und hat dazu einen eigenen Antrag (17/8795) vorgelegt. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen will zudem allen in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten noch in diesem Jahr Internet-Telefonie ermöglichen, wie aus einem entsprechenden Antrag (17/5908) hervorgeht.
Freiwilligendienst "Weltwärts": Um 16.25 Uhr geht es weiter mit der halbstündigen ersten Lesung eines Antrags der SPD-Fraktion (17/8769), den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst "Weltwärts" auszubauen. So soll der Mittelansatz im Haushalt 2012 durch Umschichtungen erhöht und 2014 auf 70 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt werden. Nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist das Interesse an dem Programm hoch, 2010 hätten 4.288 junge Menschen daran teilgenommen.
Stärkung von Ressortforschungsaufgaben: Ein Antrag der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP (17/7183), in dem die Bundesregierung aufgefordert wird zu überprüfen, welche Institutionen als Einrichtungen des Bundes mit Ressortforschungsaufgaben geführt bleiben oder neu aufgenommen werden, wird ab 17.05 Uhr eine halbe Stunde lang abschließend beraten. In den entsprechenden Forschungseinrichtungen solle die wissenschaftliche Qualitätssicherung einem hohen Standard entsprechen und wo nötig intensiviert werden, heißt es in der Vorlage weiter. Derzeit unterstützen dem Antrag zufolge 46 Forschungseinrichtungen das jeweils zuständige Bundesministerium bei der Wahrnehmung seiner Aufgaben.
Investitionsverbot für Minen und Streumunition: Ab 17.45 Uhr debattieren die Abgeordneten abschließend über einen gemeinsamen Antrag der Oppositionsfraktionen (17/7339, 17/8016), Investitionen in Unternehmen zu verbieten, die Antipersonenminen und Streumunition herstellen oder entwickeln. Das Kriegswaffenkontrollgesetz sei entsprechend zu ändern, heißt es in der gemeinsamen Vorlage der Fraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Linken, die eine halbe Stunde lang beraten wird, weiter.
Übertragung gerichtlicher Aufgaben auf Notare: Um 18.25 Uhr geht ein vom Bundesrat eingebrachter Gesetzentwurf zur Übertragung gerichtlicher Aufgaben auf Notare (17/1469) in die erste Lesung, für die eine halbe Stunde vorgesehen ist. Der Vorlage zufolge sollen Notare Aufgaben im gesamten Nachlasswesen als Teil der so genannten freiwilligen Gerichtsbarkeit wahrnehmen, um die Gerichte zu entlasten. Die Länderkammer hat allerdings klargestellt, dass für eine Übertragung derartiger Aufgaben eine Änderung des Grundgesetzes nötig sei und hat dazu einen entsprechenden Gesetzentwurf (17/1468) vorgelegt.
Kolonialverbrechen in Deutsch-Südwestafrika: Ab 19.05 Uhr beschäftigen sich die Abgeordneten eine halbe Stunde lang abschließend mit einem Antrag der Fraktion Die Linke (17/8767), den "Vernichtungskrieg gegen Herero, Nama und andere Volksgruppen" in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, zwischen 1904 und 1908 als Völkermord anzuerkennen und wiedergutzumachen.
Vorurteilsmotivierte Straftaten: Erstmals beraten wird ab 19.50 Uhr eine halbe Stunde lang ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/8796), vorurteilsmotivierte Straftaten wirksam zu verfolgen. So soll die Bundesregierung unter anderem einen Gesetzentwurf vorlegen, "der in Paragraf 130 StGB (Volksverhetzung) alle Gruppen aufnimmt, deren Zugehörige davor geschützt werden sollen, insbesondere wegen ihrer sexuellen Identität, ihres Geschlechts, ihrer Weltanschauung, ihrer Behinderung oder ihres Alters zum Opfer volksverhetzender Handlungen zu werden", heißt es in der Vorlage.
Dialog über Grundwerte und Grundrechte in Ungarn: Einen "ehrlichen Dialog über Grundwerte und Grundrechte in Ungarn" fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einem Antrag, der um 20.30 Uhr in die erste Lesung geht. Abschließend beraten wird ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen (17/4429, 17/8710), in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, der ungarischen Regierung "unmissverständlich" deutlich zu machen, dass das zu Jahresbeginn in Kraft getretene Mediengesetz des Landes nicht im Einklang mit den gemeinsamen europäischen Werten und Prinzipien stehe. Hintergrund der Vorlagen, die eine halbe Stunde lang beraten werden, ist die Beschneidung der demokratischen Mitbestimmung und der Pressefreiheit in Ungarn durch die rechtskonservative Regierung von Premier Viktor Orbán.
Gesetzliche Verankerung für Presse-Grosso: Ab 21.10 Uhr beraten die Abgeordneten eine halbe Stunde lang in erster Lesung über einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen (17/8923), das Presse-Grosso gesetzlich zu verankern. Dies sei nötig, um die Medienvielfalt und die flächendeckende Versorgung mit einem Vollsortiment an Zeitungen und Zeitschriften dauerhaft zu gewährleisten, heißt es in der Vorlage.
Vereidigung des Bundespräsidenten: Um 9 Uhr kommen Bundestag und Bundesrat zu einer eineinhalbstündigen gemeinsamen Sitzung zur Vereidigung des am 18. März 2012 von der Bundesversammlung gewählten Bundespräsidenten zusammen.
Besteuerung von Millionären: Um 10.30 Uhr beginnt die Sitzung des Bundestages mit der ersten Lesung eines Antrags der Fraktion Die Linke (17/8792), die 1997 ausgesetzte Vermögensteuer als Millionärsteuer wieder einzuführen. Zur Begründung heißt es in der Vorlage, dass die Ungleichheit der Vermögensverteilung in Deutschland zunehme. Eine Stunde ist für die Aussprache vorgesehen.
Agrarpolitik: Der Agrarpolitische Bericht 2011 der Bundesregierung (17/5810), der die Herausforderungen, Ziele und Perspektiven der Landwirtschaft in Deutschland aufzeigt und die Lage der Agrar- und Ernährungswirtschaft beschreibt, wird ab 11.35 Uhr eine Stunde lang in erster Lesung im Plenum debattiert. Abschließend beraten wird zudem ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/2487, 17/4888 Buchstabe b), die Düngeverordnung im Sinne des Klimaschutzes zu überarbeiten. So sollen laut Vorlage die gemäß dieser Verordnung zulässigen Stickstoffüberschüsse in einem ersten Schritt auf 50 Kilogramm je Hektar abgesenkt werden.
Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs: Eine verlässliche Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs, deren Zukunft derzeit alles andere als sicher sei, fordert die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in einem Antrag (17/8918), der ab 12.40 Uhr eine halbe Stunde lang beraten wird. Der Vorlage zufolge soll die Bundesregierung den Ländern unverzüglich ein Angebot unterbreiten, das eine Verstetigung der Finanzhilfen nach Artikel 143c Grundgesetz für Verkehrsinvestitionen in Höhe von jährlich 1,335 Milliarden Euro bis Ende 2019 vorsieht.
Entgeltgleichheit von Frauen und Männern: Zwei Anträge von SPD-Fraktion (17/5038, 17/5821) und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (17/4852, 17/5821) zur Gleichstellungspolitik beschäftigen die Abgeordneten ab 13.20 Uhr. Die Sozialdemokraten fordern die Bundesregierung auf, die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern gesetzlich zu verankern, und begründen dies mit den gravierenden Einkommensunterschieden zwischen den Geschlechtern. Die Bündnisgrünen verlangen die Einführung eines Gleichstellungsgesetzes für die Privatwirtschaft. Für die abschließende Beratung der beiden Anträge ist eine Dreiviertelstunde eingeplant.
(nal)