Navigationspfad: Startseite > Presse > Aktuelle Meldungen (hib) > November 2011 > Sicherheit im Straßenverkehr soll weiter verbessert werden
Professor Andre Seeck von der Bundesanstalt für Straßenwesen wies auf die bisherigen Erfolge der Verkehrssicherheitsarbeit in Deutschland hin. Die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten sei im Jahr 2010 mit 3648 Getöteten auf dem niedrigsten Stand seit Einführung der amtlichen Straßenverkehrsunfallstatistik. Dies sei vor allem vor dem Hintergrund, dass der Bestand und die Fahrleistung von Kraftfahrzeugen seit den 70-er Jahren um fast das Dreifache zugenommen habe, ein „beeindruckender Erfolg“. Dennoch bleibe die Verkehrssicherheitsarbeit ein zentrales und unverzichtbares gesellschaftliches Anliegen.
Die Mobilität und damit die Anforderungen an das Verkehrssystem würden auch zukünftig weiterhin zunehmen. Deshalb müsse die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes gesichert und der wachsenden Verkehrsnachfrage angepasst werden. Er wies weiter darauf hin, dass in der aktiven und passiven Fahrzeugsicherheit große Fortschritte erzielt worden seien. Fahrzeuge seien heute so sicher wie nie zuvor. Zukünftig würden Fahrerassistenzsysteme und kooperative Fahrzeugsysteme weitere Verkehrssicherheitsgewinne erwarten lassen.
Walter Eichendorf vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat wies darauf hin, dass es neben den Toten auch jährlich 62.000 Schwerverletzte gebe. Die gesellschaftliche Kosten bezifferte er 31 Milliarden Euro pro Jahr. Als eine der häufigsten Unfallursachen nannte er die nicht angepasste Geschwindigkeit.
Bei „Alkoholunfällen“ würden jährlich 18.000 Menschen verletzt, sagte er weiter. Deshalb müsse gelten: wer fährt, trinkt nicht und wer trinkt, fährt nicht. Daneben nannte er als häufige Unfallursache unter anderem auch noch die Risikogruppe „junge Fahrer“ und „Brennpunkt Landstraße“, auf denen rund 60 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle stattfinden würden. Weiter schlug er vor, die Verkehrssicherheitsarbeit des Bundesverkehrsministeriums, der Deutschen Verkehrswacht und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates mit jährlich 14 Millionen Euro aus dem Bundesetat zu finanzieren.
Für Professor Gerd-Axel Ahrens (TU Dresden), Mitglied im wissenschaftlichen Beirat beim Bundesverkehrsminister, ist eine Halbierung der Anzahl der durch Straßenverkehrsunfälle getöteten Menschen bis 2020 erreichbar. Dazu müsse es eine klare Zielsetzung und klar definierte Wege zur deren Verwirklichung geben. Um diese Ziele zu erreichen, seien Maßnahmenpakete unter anderem aus den Bereichen technische Maßnahmen, Information bei der Ausbildung, Erziehung, Gesetze zur Überwachung und Ahndung und wirtschaftliche Anreize für den Individualverkehr und zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel notwendig. Auch er sprach sich für Tempo 30 Stunde in innerstädtischen Bereichen und für 130 Stundenkilometer auf Bundesautobahnen aus.
Julia Levasier (ADAC) begrüßte, dass alle drei Fraktionen die Fahranfängervorbereitung und -betreuung verbessern wollen. Fahranfänger brauchen, so Levasier, im Rahmen einer „Lernzeitverlängerung“ auch nach dem Erwerb des Führerscheins eine weitergehende gezielte Betreuung und Schulung mit fahrpraktischen Übungselementen und verkehrspsychologischer Betreuung, wie es zum Beispiel in Österreich mit dem Mehrphasenmodell bereits für alle Fahranfänger verpflichtend ist. Dem ADAC kommt es mit der Lernzeitverlängerung insbesondere darauf an, die spezifischen Risiken von Fahranfängern - Mangel an Fahrroutine, fehlende Fähigkeit zur Gefahrenerkennung, Überschätzung der Möglichkeiten der Fahrzeugtechnik und der eigenen Fähigkeiten durch geeignete Ausbildungsmodule besser aufzufangen. Denn Inhalte zur Gefahrenerkennung könnten am besten dann vermittelt werden, wenn die Routinefertigkeiten des Autofahrens grundlegend erlernt worden sind und bereits eigenständig im Straßenverkehr eingesetzt werden. Ein großes Verbesserungspotenzial hat auch die Landstraßensicherheit. Systematische Verkehrssicherheitsschauen im Gesamtnetz sowie die fehlerverzeihende Straße auch im Bestandsnetz seien der Schlüsse dazu.
Anja Hänel vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht bei der Verkehrssicherheitslage in Deutschland „großen Handlungsbedarf“. 2010 seien so viele Unfälle passiert wie seit 1999 nicht mehr, sagte sie. In vielen Großstädten sei die Zahl der Verunglückten in den letzten fünf Jahren gestiegen. Die Angst vor den Folgen des Verkehrs schränke die Lebensqualität und die Bewegungsfreiheit vor allem von Kindern und älteren Menschen stark ein. Sie forderte deshalb eine neue Orientierung der Verkehrssicherheitsarbeit, wie sie in anderen Ländern mit dem ganzheitlichen Verkehrssicherheitskonzept „Vision Zero“ schon vollzogen werde.
Für Kurt Bodewig, Deutsche Verkehrswacht, ist die Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr ein dauerhafte Aufgabe. Von der Verkehrserziehung in Kindertagesstätten und Kindergärten, schulischer Mobilitätsbildung, Fahrausbildung für junge Lenker von Kraftfahrzeugen bis zur Hilfestellung bei verändertem Wahrnehmungsverhalten im höheren Alter müsse das richtige Verhalten im Straßenverkehr immer wieder gelernt und aufgefrischt werden. Dazu würden technische Fortschritte vom Fahrzeugbau und wissenschaftliche Erkenntnisse in der Unfallforschung und in der Infrastrukturgestaltung wegweisende Impulse zur Verbesserung der Verkehrssicherheit liefern, betonte der ehemalige Verkehrsminister.
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