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Die in München geborene Bettina Kudla ist eine von 239 Abgeordneten der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Wirtschafts- und Finanzexpertin kandidierte 2009 zum ersten Mal für das höchste deutsche Parlament – aber nicht in München, sondern in Leipzig. Das allein ist noch nicht ungewöhnlich, aber dass die Münchnerin in der Stadt der Bürgerbewegung zwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer mit 33,3 Prozent der Stimmen das Direktmandat für die CDU gewann, ist bemerkenswert.
Bettina Kudla sagt: „Mein Herz schlägt für Leipzig, denn die Leipziger haben mich von Anfang an beeindruckt. Sie waren 1989 treibende Kraft für die friedliche Revolution und den Fall der Mauer. Leipzig ist etwas Besonderes. Wenn Deutschland wirtschaftlich an Attraktivität gewinnt, profitiert davon auch Leipzig und das Land Sachsen. Dafür will ich mich einsetzen“.
Bettina Kudla besuchte das St.-Anna-Gymnasium in München und studierte nach dem Abitur ab 1981 Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität. Für Politik hat sie sich schon als Heranwachsende interessiert, denn ihr Großvater war Kreisrat der CSU im Allgäu und ein überaus optimistischer Mensch, der mit den Enkeln viel diskutierte.
Die Veränderungen, die sich damals in der DDR vollzogen, verfolgte sie später als Studentin mit großem Interesse. „1989, kurz vor Ende meines Studiums, kamen die ersten Flüchtlinge aus der DDR über Ungarn nach München. Ich war 26 Jahre alt und hatte große Hochachtung vor den Menschen, die für ihre Freiheit alles riskierten", sagt Bettina Kudla. Ein Jahr später fiel die Mauer, die Deutschland 28 Jahre geteilt hatte. Für die Münchnerin eine der spannendsten Zeiten überhaupt.
Sie war neugierig, wollte den anderen Teil Deutschlands unbedingt kennenlernen und fuhr noch 1989 nach Dresden und Leipzig, um sich die Stadt der Bürgerbewegung anzusehen. „Damals wusste ich noch nicht, dass Leipzig einmal meine Heimat werden würde, aber ich war sehr fasziniert von der Stadt“, erzählt die Politikerin.
Bettina Kudla schloss ihr Studium mit dem Diplom ab und fand ihre erste Anstellung bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in München. Als das Unternehmen später eine Mitarbeiterin für seine Niederlassung in Halle an der Saale suchte, meldete sich Bettina Kudla sofort. „Ich fand es spannend, den Aufbau neuer Strukturen in den neuen Ländern mitzugestalten“, sagt sie heute rückblickend.
Bettina Kudla wurde 1990 als Prüfungsassistentin mit Schwerpunkt Prüfung und betriebswirtschaftliche Beratung von kommunalen Unternehmen nach Sachsen-Anhalt geschickt. „Sehr schnell fühlte ich mich in Halle wohl und kam auch mit den Menschen in den neuen Bundesländern ins Gespräch. Ich empfand sie immer als angenehm offen. Die sogenannten Ost-West-Hürden gab es für mich nicht“, sagt Bettina Kudla.
In Halle arbeitete die Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin 14 Jahre erfolgreich, aber dann suchte sie nach Veränderung in ihrem Berufsleben. Den Impuls bekam sie nach der Bundestagswahl 1998 und der Wahl von Gerhard Schröder zum Bundeskanzler. Da war für Bettina Kudla klar, dass sie sich politisch engagieren will und muss.
„Nach der Wahl der rot-grünen Bundesregierung hatte ich einfach das Gefühl, Deutschland bewegt sich in eine falsche Richtung. Die Politik der damaligen rot-roten Landesregierung in Sachsen-Anhalt, die ich in Halle hautnah miterlebt hatte, verstärkte meinen Entschluss, mich parteipolitisch zu engagieren. Ich wollte etwas verändern und die Rückentwicklung stoppen.“
2004 wechselte die Finanzexpertin, die sich mit kommunalen Unternehmen bestens auskannte, von der Privatwirtschaft in den öffentlichen Sektor - sie wurde Stadtkämmerin im oberbayerischen Rosenheim. Dieses Amt übt sie allerdings nur etwa ein Jahr aus, dann zog es sie zurück in die neuen Länder. „Mir fehlte meine Wahl-Heimat in Ostdeutschland. Nach so vielen Jahren dort war es mein Zuhause geworden. Ich wollte zurück“, begründet Bettina Kudla ihre Entscheidung, sich aus Bayern wieder zu verabschieden.
Im Jahr 2005 bot sich ihr eine berufliche Herausforderung, die perfekt zu ihr passte. „Die CDU suchte einen qualifizierten Kandidaten für den Posten des Bürgermeisters für Finanzen der Stadt Leipzig. Ich wurde vorgeschlagen und vom Stadtparlament mehrheitlich in die Position gewählt. Darüber war ich besonders glücklich, weil es dabei nicht nur um die Parteimitgliedschaft ging, sondern auch um die fachliche Qualifikation. Leipzig mochte ich von allen Städten in Ostdeutschland am meisten, und dass ich dort eine Chance bekam und gewählt wurde, war ein Glücksfall für mich“, resümiert Bettina Kudla.
Schnell arbeitete sich Bettina Kudla in das Finanzressort ein. In der CDU Leipzig blieb nicht unbemerkt, welches Potenzial die neue Finanz-Bürgermeisterin hatte. Bald wurde Bettina Kudla in den Kreisvorstand gewählt. Dort überzeugte sie mit ihrer verbindlichen Art, Probleme zu lösen oder Lösungsvorschläge zu machen, die praktikabel sind.
Dass sie auch in Leipzig so viel Zuspruch von den Menschen bekam, erklärt sich Bettina Kudla so: „Ich hatte einen großen Vorteil gegenüber denen, die nur kurzzeitig nach Sachsen kommen und denken, man kann die Menschen quasi im Vorbeigehen gewinnen. Ich war schon 1990 nach Sachsen-Anhalt gekommen, um marktwirtschaftliche Strukturen aufzubauen, und ich bin geblieben.“Â
Fast vier Jahre blieb Bettina Kudla Bürgermeisterin für Finanzen in Leipzig. In dieser Zeit musste sie so manchen Disput ausfechten, weil sie in Dingen der Finanzierung oft anderer Meinung war. Bettina Kudla ist keine Frau, die schnell aufgibt: Sie sagt: „In den kommunalen Verwaltungen ist es ja nicht wie in einer Landesregierung, wo es eine klare politische Richtung gibt. Hier sollen die Bürgermeister ein Spiegelbild der Mehrheiten des Stadtrates sein. Das hat den Nachteil, dass eine einheitliche politische Richtung häufig nicht möglich ist."
Im Laufe der Zeit steigerte Bettina Kudla ihr Engagement im Kreisverband der CDU Leipzig und signalisierte auch, dass sie sich eine Kandidatur für die Bundestagswahl vorstellen könnte. Im späten Frühjahr 2009 hielt sie auf dem Kreisparteitag in Leipzig ihre Bewerbungsrede und wurde mehrheitlich als Direktkandidatin für die Bundestagswahl gewählt.
„Ich war natürlich glücklich, aber ich wollte die Menschen auch überzeugen, dass ich die richtige Kandidatin bin und dass ich Konzepte und Visionen habe, die gut für Leipzig sind. In den vielen Gesprächen, die ich im Wahlkampf mit den Menschen in den Fußgängerzonen und auf Veranstaltungen führen konnte, bekam ich sehr viel Zuspruch. Das bestärkte mich darin, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, sagt die Abgeordnete.
Sie fügt hinzu: „Aus den Diskussionen mit den Menschen nimmt man als Politikerin ja auch sehr viel mit. Man erhält Anregungen, die vielleicht noch gar nicht bedacht worden sind. So soll Politik sein, für und mit den Menschen und nicht an ihnen vorbei.“ Ein großer Vorteil war wohl auch, dass Bettina Kudla als Bürgermeisterin der Finanzen in Leipzig bereits vielen Bürgern bekannt war. Das hat ihr im Wahlkampf genutzt.
Am 27. September 2009 wurde Bettina Kudla für ihr Engagement belohnt. Sie gewann den Wahlkreis mit 33,3 Prozent als Direktkandidatin und bekam mehr Stimmen als die Kandidaten der SPD und der Linken. Den deutlichen Erfolg erklärt sich Bettina Kudla so: „Ich habe den Menschen ehrlich gesagt, dass Wohlstand nur mit soliden Finanzen zu erreichen ist – das konnte ich aufgrund meiner langjährigen beruflichen Erfahrung glaubwürdig darstellen. Dafür hatte ich mich auf kommunaler Ebene stets eingesetzt, und dafür setze ich mich als Bundestagsabgeordnete ein. Die Menschen erwarten zu Recht, dass Politiker ehrlich mit ihnen umgehen. Mein Ziel: Der Staat muss dringend weiter an der Konsolidierung der Staatsfinanzen arbeiten, ganz besonders bei sinkenden Arbeitslosenzahlen und bei einer boomenden Wirtschaft. Da sind wir auf einem guten Weg.“
Bettina Kudla ist im Bundestag ordentliches Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union und im Finanzausschuss, stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss und ständiges Gastmitglied im Unterausschuss Europa des Haushaltsausschusses. (bsl)