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1. April 2011

Projektgruppe Medienkompetenz: Jugendschutz als Risikomanagement

Das Bohren dicker Bretter braucht Zeit. Deshalb nutzte die Projektgruppe in zwei Sitzungen am 25. März und 1. April 2011 die Gelegenheit, ausführlich über das Thema Jugendschutz zu diskutieren. Trotz unterschiedlicher Positionen zeigte sich letztlich doch viel Konsens in der Sache.

Die Auffassung, dass bei einem modernen Jugend(medien)schutz der unterstützende Schutzansatz Vorrang haben sollte vor gesetzlichen Schutzmechanismen, konnten alle Mitglieder der Projektgruppe teilen. Es müsse also zunächst darum gehen, Eltern oder Lehrer in ihrer Erziehungsfunktion zu unterstützen und ihnen ihre Erziehungsaufgabe, sprich die "Medienbildung", zu erleichtern. Die Projektgruppe war sich allerdings auch darin einig, dass es Situationen gäbe, in den Verbote und Nutzungsbeschränkungen keine Wirkung mehr zeigten. Dann käme es insbesondere darauf an, die Folgen durch entsprechende Medienkompetenz aufzufangen oder wenigstens abzumildern.

Einflussmöglichkeiten im World Wide Web

Die Projektgruppe warf in ihrer Diskussion auch eine grundsätzliche Frage auf: Wie viel Besonderheit des Netzes erkennt die Enquete-Kommission mit Blick auf die analoge Welt an? Dies zielte in der Diskussion der Projektgruppe erst einmal ausschließlich auf den Bereich des Jugendschutzes. Denn die Einflussmöglichkeiten zum Schutz Minderjähriger im World Wide Web seien andere als im Supermarkt, wenn es um die Abgabe von Alkohol und Zigaretten gehe. Jugendliche, die jugendgefährdende Inhalte im Netz unbedingt finden wollen, würden diese auch finden. Einen hundertprozentigen Schutz gebe es nicht, war die übereinstimmende Meinung der Mitglieder.

Jede Risikominimierung ist ein Erfolg

Das bedeute jedoch noch lange nicht, dass man einfach die Hände in den Schoß legen und untätig abwarten könne. Darin war sich die Projektgruppe einig. Vielmehr sollten in Zukunft vor allem die Mainstream-Angebote von den Anbietern jugendfreundlicher gestaltet werden. So ließe sich ein wirksamer Schutz insbesondere vor unbeabsichtigten Kontakt aufbauen. Ein rein formeller Jugendmedienschutz indes sei wirkungslos, wenn er die praktischen Gegebenheit nicht berücksichtige. Vor diesem Hintergrund versteht die Projektgruppe einen modernen Jugendschutz vor allem als Risikomanagement. Dabei sei jede Verbesserung des Jugendschutzes und jede Risikominimierung ein Erfolg.

Die Projektgruppe verständigte sich zudem darauf, dass Jugendschutz im Internet kein Bereich sei, der nach einer ausschließlich nationalen Lösung verlange. Zwar könne in Deutschland in dieser Richtung viel getan werden - insbesondere auch mit Blick auf eine bessere Vermittlung von Medienkompetenz an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es sei aber unrealistisch anzunehmen, dass sich alle Anbieter weltweit zur Anwendung gleicher Jugendschutzmaßstäbe verpflichten ließen.  

Die Rolle der Altersstufen im Netz

Ein großes Diskussionsthema, das sich durch beide Sitzungen der Projektgruppe zog, war die Rolle der Altersstufen. Bund und Länder verfolgen den Ansatz eines nach Alter abgestuften Schutzsystems. Das heißt, bestimmte Medieninhalte sollen nur für Kinder und Jugendliche bestimmter Altersstufen zugänglich sein. Die Projektgruppe sieht darin ein Kriterium, an dem sich Eltern, Lehrer und Erzieher orientieren können, wenn sie entscheiden müssen, welche Websites für Minderjährige geeignet sind und welche nicht. Andererseits gaben Mitglieder der Projektgruppe aber auch zu bedenken, dass es keine wissenschaftlich belastbaren Kriterien für die Zuordnung bestimmter Webinhalte zu einer bestimmten Altersstufe gäbe. Das Problem sei deshalb so virulent, weil ein Anbieter im Netz - anders als in der analogen Welt - die Zuordnung von Inhalten zu bestimmten Altersstufen selbst vornehmen muss. Dafür aber würde es an verbindlichen gesetzlichen Kriterien fehlen. Und auch helfende Instanzen wie beispielsweise die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) wären im Internet wenig praktikabel.

Noch im Mai: Handlungsempfehlungen

Der Diskussionsbedarf der Projektgruppenmitglieder zu all den genannten Punkten war auch am Ende der Sitzung noch nicht erschöpft. Das Thema Jugendschutz beschäftigt weiterhin. In den kommenden Wochen wird sich die Projektgruppe auf politische Handlungsempfehlungen hierzu verständigen. Die Mitglieder werden trotz differierender Auffassungen um Konsens ringen - im Sinne der Sache. Konkrete Vorschläge soll es bereits in der nächsten Projektgruppensitzung geben. Diese ist für den 9. Mai 2011 geplant. Hier sollen dann auch die Vorschläge für Handlungsempfehlungen aus Adhocracy aufgegriffen und abgestimmt werden.


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Stand: 01.04.2011