Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Archive > 2009 > Jan van Aken
Seit er denken kann, engagiert sich der Hamburger Jan van Aken politisch. Schon als Gymnasiast beteiligte er sich an Demos gegen Atomkraftwerke und unterstützte den Widerstand gegen die Gentechnik. Er studierte Biologie in Hamburg und arbeitete bis Anfang 2009 als Gentechnik-Experte bei Greenpeace International. Zwei Jahre lang war Jan van Aken Biowaffeninspektor bei den Vereinten Nationen. Er gehört zu den Gründern von "Sunshine Project zur Ächtung biologischer Waffen" sowie der Forschungsstelle Biowaffen an der Universität Hamburg. "Das alles war aktive Politik, auch wenn ich keiner Partei angehörte", sagt Jan van Aken. Der bekennende Friedensaktivist trat erst 2007 in Die Linke ein. Im September 2009 gewann er ein Bundestagsmandat in Hamburg, und die Fraktion hat wählte ihn zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden.
Warum er sich entschlossen hat, sich nach 30 Jahren politischer Arbeit ohne Parteizugehörigkeit der Linken anzuschließen? "Ganz einfach", sagt van Aken, "es ist die einzige Partei, die im Bundestag gegen den Kriegseinsatz der Bundeswehr gestimmt hat und weil ich gegenüber meinen Kindern glaubwürdig sein möchte."
Eingetreten ist der Hamburger in Die Linke, als sich die PDS mit der WASG im Jahr 2007 zusammengeschlossen hatte. Es war die Zeit, in der er gerade seine Tätigkeit als Biowaffeninspektor bei den Vereinten Nationen in New York beendet hatte und mit seiner Familie zurück nach Hamburg kam. "Ich bin ein durch und durch politischer Mensch und wollte mich auch in meiner Heimatstadt engagieren", sagt van Aken.
Kontakt zur Linkspartei bekam er über den anerkannten Völkerrechtler Professor Norman Paech, der für Die Linke bis zur Wahl 2009 im Bundestag saß. In seinem Arbeitskreis fand van Aken seine politische Heimat, denn schon nach relativ kurzer Zeit entschloss er sich, sein Wissen und seine Erfahrung auf den Gebieten Abrüstung und Außenpolitik in die Linkspartei einzubringen. "Ich wollte, dass Die Linke im Westen stark wird, weil sie wie keine andere Partei für Frieden und soziale Gerechtigkeit, für höhere Löhne und Investitionen in Arbeitsplätze eintritt", sagt van Aken.
Gemessen an dem, was andere Parteimitglieder leisten müssen, bevor sie für den Bundestag kandidieren können, ist van Aken ein Senkrechtstarter. Er selbst bezeichnet sich allerdings als Quereinsteiger und das wohl auch, weil er sehr gut quer denken und über den Tellerrand blicken kann.
Die Genossen seiner Partei bemerkten sehr schnell, dass der charismatische Weltbürger van Aken die Menschen von einer friedlichen Politik überzeugen kann. Als feststand, dass Norman Paech aus Altersgründen nicht mehr für den Bundestag kandidieren würde, wurde Jan van Aken in Hamburg als Bundestagskandidat nominiert.
Nach nicht einmal zwei Jahren Parteizugehörigkeit führte er sogar die Landesliste der Hamburger Linken für die Bundestagswahl 2009 an. Er kämpfte mit den Genossen in vielen Veranstaltungen an der Basis und warb für eine friedliche Politik und soziale Gerechtigkeit sowie eine moderne Umweltpolitik ohne Gentechnik und Atomstrom.
Seine Gegenkandidatin war Krista Sager von den Grünen, die in Hamburg sehr bekannt ist und eine wirklich ernst zu nehmende Gegnerin im Wahlkampf war, weil sie sehr glaubwürdig ist, wie van Aken bemerkt.
"Dass ich viele Menschen überzeugen konnte, dafür spricht das Wahlergebnis", meint van Aken. In Hamburg hat Die Linke, neben Berlin, von allen großen Städten Deutschlands mit 11,2 Prozent das beste Ergebnis erzielt. "Die Ungerechtigkeit ist offenbar in dieser reichen Stadt so groß und auch sichtbar, dass viele Wähler der Linken ihre Stimme gaben", vermutet er.
Wenn man ihn fragt, was er als Parlamentarier konkret erreichen will, nennt van Aken neben einer friedlichen Außenpolitik viele weitere Punkte. "Mein wichtigstes Ziel ist, die Auslandseinsätze der Bundeswehr zu beenden und die deutschen Rüstungsexporte zu stoppen. Außerdem kämpfe ich für den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland und Europa und setze mich dafür ein, dass kein Geld mehr für Waffen, sondern für Bildung, Wohnungen und höhere Renten ausgegeben wird."
Doch das ist längst nicht alles, was Jan van Aken als Parlamentarier ändern will. "Hartz IV ist Armut per Gesetz", sagt er. "Der Regelsatz sollte auf 500 Euro pro Monat angehoben werden." Auch das Thema Gentechnik liegt dem Biologen sehr am Herzen.
Er setzt sich gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft und für sauberes Essen aus ökologischem Anbau ein. Als überzeugter Gegner von Atomstrom fordert er, dass die Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet werden. "Die Stromversorgung könnte problemlos mit klimafreundlichen Anlagen gesichert werden", sagt der Politiker.
Ob er diesen riesigen Forderungskatalog in einer einzigen Legislaturperiode durchsetzen kann, noch dazu aus der Opposition heraus, ist fraglich. Aber das macht ihn nicht zögerlich. "Man muss Ziele haben und darf sie nicht aus dem Blick verlieren", sagt van Aken.
Er ist davon überzeugt, dass seine Partei in den kommenden Jahren auch im Westen zulegen wird - einfach deshalb, weil die Ungerechtigkeiten weiter zunehmen werden. Daran, was Die Linke tatsächlich erreicht, wird sich auch Jan van Aken in den nächsten vier Jahren messen lassen müssen. (bsl)
(Stand: Dezember 2009)