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Das Engagement älterer Menschen im nachbarschaftlichen und im familiären Bereich ist bemerkenswert. Diese Aussage enthalte sowohl der fünfte als auch der sechste Altenbericht der Bundesregierung, sagte Prof. Dr. Andreas Kruse, Leiter der Altenberichtskommission, am Mittwoch, 19. Mai 2010, vor dem Unterausschuss "Bürgerschaftiches Engagement" des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Gleichwohl sei das Thema des mitverantwortlichen Lebens im Alter "noch nicht zu einem großen öffentlichen Thema gemacht worden“, was dazu beitrage, dass vielfach die Motivationsgrundlagen im öffentlichen Raum für die Übernahme von Mitverantwortung nicht gegeben sei.
"Daher hängen doch viele ältere Menschen in der Luft“, kritisierte der Altersforscher der Universität Heidelberg. "Wir werden uns das in Zukunft nicht mehr leisten können. Angesichts des demografischen Wandels nicht und angesichts der Tatsache nicht, dass wir immer mehr ältere Menschen haben, die in den öffentlichen Raum streben und Aufgaben übernehmen wollen“, schätzte Kruse ein.
Seiner Ansicht nach müssen sich auch die Kommunen stärker dabei engagieren, "das bürgerschaftliche Engagement stark zu machen“. Eine Kommune könnte sich beispielsweise bei einer Institution mit hauptamtlichen Stellen, die sich "überhaupt nicht um das bürgerschaftliche Engagement als begleitendes und unterstützendes Element kümmert“, fragen, ob überhaupt alle Stellen besetzt sein müssen, schlug Kruse vor und betonte zugleich, es gehe ihm dabei keineswegs darum, "Hauptamtliches abzubauen und durch Ehrenamtliches zu ersetzen“.
Der Unionsabgeordnete Klaus Riegert wollte ebenso wie sein SPD-Kollege Sönke Rix wissen, welche strukturellen Anreize die Bundespolitik setzen könne. Im Altenbericht sei schon darauf hingewiesen worden, antwortete Kruse, dass das Engagement auch vergütet werden könne. "Wir haben darüber diskutiert, ob dadurch der Gedanke des bürgerschaftlichen Engagements diskreditiert wird“, sagte er.
Ein Salär, der einen gewissen Anreiz biete und dennoch den ursprünglichen Gedanken nicht diskreditiere, sei denkbar und würde das bürgerlschaftliche Engagement auch gesellschaftlich etwas aufwerten. Ein zentrales Element blieben jedoch die Kommunen, die etwa statt Jugend- und Altenzentren"„Generationenzentren“ zu bauen bereit sein müssten. "Solche Initiativen könnten auch bundesseitig gefördert werden“, regte Professor Kruse an.
Ob es, wie in früheren Berichten der Bundesregierung angekündigt, gelungen sei eine "auf die ältere Generation abzielende Infrastruktur des Engagements zu errichten“, wollte der FDP-Abgeordnete Heinz Golombek wissen. Es seien viele "Modellprojekte und kommunale Initiativen“ angestoßen worden, sagte Kruse.
Viele davon hätten eine "impulsgebende Funktion“. Es sei Wettbewerb in den Kommunen entstanden, durch die Möglichkeit, ausgezeichnet zu werden. "Viele der Zielsetzungen, die die Bundesregierung formuliert hatte, sind auch gut umgesetzt worden“, schätzte Professor Kruse ein.
Elisabeth Scharfenberg (Bündnis 90/Die Grünen) verwies darauf, dass bürgerschaftliches Engagement "enorm wichtig“ sei, jedoch einer "professionellen Begleitung“ bedürfe. In Zeiten knapper Kassen jedoch, so lautete ihre Befürchtung, könnten Kosten gespart werden bei eben dieser Begleitung.
Gleiches gelte für die Mehrgenerationenhäuser: "Ich bin sehr gespannt, ob das auch wirklich noch trägt, wenn die Förderung ausgelaufen ist.“
Der Begriff der staatlichen Daseinsvorsorge sei in den Aussagen Professor Kruses "überhaupt nicht vorgekommen“, kritisierte Heidrun Dittrich von der Linksfraktion. Gerade in der Pflege sei die Rede davon gewesen, dass Aufgaben ehrenamtlich übernommen werden könnten.
Blicke man in die deutsche Gesellschaft, so werde deutlich, dass diese Aufgaben zumeist von Frauen übernommen würden. Wenn diese, nachdem sie Kinder großgezogen hätten, die Alten pflegen sollten, bliebe ihnen kein Raum für die eigene Selbstverwirklichung, sagte Dittrich.