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Vor 66 Jahren, am 27. Januar 1945, befreiten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Ausschwitz. - "Was geht mich das noch an?", mögen manche denken. "Eine ganze Menge", würden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendbegegnung erwidern. Die rund 80 Jugendlichen aus Deutschland, Frankreich, Polen, Tschechien und anderen Ländern haben sich intensiv mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandergesetzt.
Sie engagieren sich beispielsweise in KZ-Gedenkstätten oder in Projekten gegen Antisemitismus und Rassismus. Um ihr Engagement zu würdigen, hat der Bundestag sie zur Jugendbegegnung vom 22. bis 27. Januar 2011 eingeladen. Zur Eröffnung begrüßte die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Gerda Hasselfeldt, die Jugendlichen bei Auftaktdiskussion in der KZ-Gedenkstätte Dachau.
"Ich halte es für außerordentlich wichtig, dass sich Jugendliche aktiv mit der Geschichte auseinandersetzen. Ihre Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus sollte sich nicht auf das Bücherlesen beschränken oder sich in einem unvorbereiteten Besuch einer Gedenkstätte erschöpfen“, sagte Gerda Hasselfeldt (CDU/CSU) zum Auftakt der diesjährigen Jugendbegegnungen.
Jedes Jahr lädt der Bundestag anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar zur Jugendbegegnung ein. 1997 hatte die damalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth die Jugendbegegnung initiiert.
Die Jugendlichen werden dem Deutschen Bundestag von den entsprechenden Organisationen, bei denen sie sich engagieren, als Teilnehmer vorgeschlagen und vom Bundestagspräsidenten eingeladen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchen während der Jugendbegegnung Gedenkorte wie ehemalige Konzentrationslager und sprechen mit Zeitzeugen. Sie bilden Arbeitsgruppen zu thematischen Schwerpunkten und tauschen sich über ihre Eindrücke aus.
Das Treffen steht jedes Jahr unter einem anderen Themenschwerpunkt. Im vergangenen Jahren beschäftigten sich die Jugendlichen zum Beispiel mit "Krieg, Besatzung, Völkermord - Polen nach dem deutschen Überfall" und besuchten in Polen unter anderem das ehemalige Vernichtungslager Treblinka und das Museum des Warschauer Aufstandes.
In diesem Jahr lautet das Thema "Die Opfer des Nationalsozialismus im Konzentrationslager Dachau: von den Anfängen des Terrors bis zum Massenmord".
Am Samstag, 22. Januar, reisten die Jugendlichen in Dachau an, wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die KZ-Gedenkstätte besuchten und mit Zeitzeugen sprachen. Gerda Hasselfeldt erinnerte auch daran, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist: "Wir leben zwar in einer stabilen Demokratie, doch leider finden wir sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern Europas immer noch Fälle von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und extremistischem Gedankengut. Aus diesem Grunde müssen wir stets wachsam sein und Fehlentwicklungen so früh wie möglich entgegentreten."
Das Programm sieht weitere wichtige Stationen und hochrangige Gesprächspartner für die Jugendlichen vor. Am Dienstag, 25. Januar, besuchen sie in München unter anderem das NS-Dokumentationszentrum und die Synagoge am Jakobsplatz und diskutieren mit der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und der ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch.
Am Mittwoch, 26. Januar, besichtigen die Jugendlichen in Nürnberg das ehemalige Reichsparteitagsgelände und das Memorium Nürnberger Prozesse, eine Informationsstätte, die an die "Nürnberger Prozesse" in den Jahren 1945 bis 1949 erinnert.
Einer der Höhepunkte der Jugendbegegnung ist die Teilnahme an der offiziellen Gedenkstunde im Plenarsaal des Bundestages gemeinsam mit den Bundestagsabgeordneten am 27. Januar. In der Gedenkstunde wird alljährlich der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 gedacht.
Im Anschluss an die Gedenkstunde diskutieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jugendbegegnung mit Bundestagspräsident Norbert Lammert und dem Gastredner der Gedenkstunde, Zoni Weisz. Der Holocaust-Überlebende und Sinti-Vertreter wurde 1937 in den Niederlanden geboren.
1944 deportierten die Nationalsozialisten seine Eltern und Geschwister nach Auschwitz, er konnte durch die Hilfe eines niederländischen Polizisten fliehen und überlebte den Krieg im Versteck und bei Verwandten. (kim)