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Krankenschwestern und Pfleger sollen weiterhin durch Erstausbildung und nicht nur durch Weiterbildung für die Kinderpflege spezialisiert werden. Alles andere wäre ein Rückschritt in der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland.
Darin waren sich die Sachverständigen am Mittwoch, 9.Februar 2011, in einer öffentlichen Anhörung der Kinderkommission (Kiko) des Bundestages zum Thema "Kinderkrankenpflege, häusliche Krankenpflege sowie Kinderunfälle im Straßenverkehr und im häuslichen Bereich" einig.
In der Anhörung unter Vorsitz von Marlene Rupprecht (SPD) unterrichteten sechs Experten die Fachpolitiker der fünf Bundestagsfraktionen über Probleme in der medizinischen Versorgung und die häufigsten Unfallursachen bei Kindern und Jugendlichen.
Danach hat sich nach Ansicht von Dr. Wolfram Hartmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die Aufgabenstellung der Jugendpflege in den letzten Jahren gründlich gewandelt. "Heute werden auch schwerstbehinderte Jugendliche ambulant behandelt", sagte er. Das bedeute, dass der Beruf der Familienkinderkrankenschwester aufgewertet werden müsse.
Prof. Dr. Werner Andler von der Vereinigung Leitende Kinderärzte und Kinderchirurgen Deutschlands betonte, dass Pflegekräfte für Kinder "nicht in der Erwachsenenpflege ausgebildet werden dürfen", weil sie auf die entsprechenden Krankheitsbilder nicht vorbereitet würden. Kinder seien keine kleinen Erwachsen, unterstrich er.
Die Kinderkrankenschwester Christa Wollstädter, die auch Mitglied des Kindernetzwerks ist, wies darauf hin, dass durch Pflege belastete Eltern mehr Beratung durch qualifiziertes Personal benötigten, um sich im "Dschungel der Anträge“ zurechtfinden zu können.
Probleme in der Kinderkrankenpflege könnte etwa durch die Aufnahme von Angeboten in den Leistungskatalog der Krankenkassen gelöst werden, sagte Frauke Leupold vom Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland. "Die Pfleger werden gebraucht, weil sie Vermittler und Ansprechpartner der Familien sind, die mit immer mehr Erkrankungen von Kindern - auch psychischen - konfrontiert werden", hob sie hervor.
Von insgesamt 11.600 Pflegediensten in Deutschland seien nur rund 180 auf Kinder spezialisiert. Damit sei die Versorgungsdicht nicht sehr gut ausgeprägt. Besonders im ländlichen Raum müssten Pflegekräfte lange Wegen auf sich nehmen, die von den Kassen nur unzureichend vergütet würden.
In einem gesonderten Punkt behandelte die Kiko das Thema Kindersicherheit. Wolfram Hartmann forderte, dass die Politik zum Schutz von Kindern und Jugendlichen striktere Regeln erlassen müsse. "In der Praxis kommt es immer wieder zu unnötigen und schlimmen Verletzungen", sagte er. So müssten Lauflernhilfen, die Kinder fixieren, schnellstens verboten werden. Gleiches gelte für Bernsteinketten, die Kleinkindern aus "esoterischen Gründen umgebunden werden“, weil sie beim Zahnen helfen sollen.
Auch bekämen Kleinkinder schon Piercings durch die Nase, und viele Jugendliche, die die Konsequenzen eines Tattoos noch nicht abschätzen können, würden Eingriffe in ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit erleiden.
Dr. Stefanie Märzheuser von der Bundesarbeitsgemeinschaft "Mehr Sicherheit für Kinder“ legte Zahlen vor, die die allgemeine Gefährdung von Kindern belegten. "Von rund 11,1 Millionen Kindern im Alter von null bis 14 Jahren in Deutschland haben etwa 1,7 Millionen ein Unfall pro Jahr", sagte sie. Nahezu 300 000 Unfälle würden im häuslichen Bereich passieren. Ersticken, Ertrinken und Stürze aus Gebäuden gehörten zu den häufigsten Todesursachen.
Präventionsmaßnahmen würden jedoch oft an sozial schwachen Familien und Migrantenfamilien vorbei gehen, weil sie die bisher Aufklärungsangebote oder Helfer nicht annehmen oder akzeptieren.
Dr. Walter Eichendorf vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat unterstützte diese Erkenntnis: "Unsere Moderatoren erreichen nur die Eltern, die Informationen wollen." Zwar könne er kontinuierlich sinkende Unfallzahlen im Bereich des Straßenverkehrs vermelden. "Doch es wurden immer noch über 30. 000 Kinder unter 15 Jahren im Jahr 2009 verletzt und davon rund 5.000 schwer." Grund seien oftmals unzureichende Sicherungsmaßnahmen bei Autounfällen.
Adelheid Gottwald von Paulinchen, einer Initiative für brandverletzte Kinder, machte die Kiko darauf aufmerksam, dass sich rund 31.500 Kinder pro Jahr jährlich verbrennen oder verbrühen. "6.000 davon schwer", sagte Gottwald. Besonders Kinder unter fünf Jahren seien gefährdet, die rund 80 Prozent aller Unfallopfer ausmachen.
Der Trend, Kaminöfen in Wohnzimmern zu installieren, habe die Unfallzahlen steigen lassen. "Dem kann nur durch frühe Schulung der Eltern noch vor der Geburt vorgebeugt werden", sagte sie auch im Hinblick auf Grillunfälle. Die könnten zu 100 Prozent vermieden werden, wenn die Gefahr, die von Brandbeschleunigern ausgehe, wirklich allen Menschen klar wären. (eis)