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Die Homophobie im Sport ist noch immer stark ausgeprägt. Zu dieser Einschätzung gelangten die zu einer öffentlichen Anhörung des Sportausschusses am Mittwoch, 13. April 2011, geladenen Experten. „Lesben und Schwule müssen ihre sexuelle Orientierung verstecken“, sagte die Kulturwissenschaftlerin Tatjana Eggeling. Da Leistungssportler im Falle eines Bekenntnisses mit einer negativen Reaktion durch ihr Team, die Fans oder auch der Sponsoren rechnen müssten, stünden sie unter einem enormen Druck, sagte Eggeling, die seit vielen Jahren zu dem Thema forscht.
Das „Verstecken“ koste viel Energie, was wiederum dazu führen könne, dass die Sportler ihre Höchstleistungen nicht erreichen könnten. Es sei daher davon auszugehen, dass die Rate der Aussteiger aus dem Sport bei homosexuellen Aktiven überdurchschnittlich sei.
Bei ihm sei dies der Fall gewesen, bestätigte Marcus Urban. Als ehemaliger Jugendnationalspieler sei er „auf dem Sprung ins Fußball-Profigeschäft“ gewesen. „Wenn man sich aber 24 Stunden am Tag verstecken muss, um nicht als schwuler Fußballer entdeckt zu werden, ist ein selbstbestimmtes Leben nicht mehr möglich“, sagte Urban.
Da jedoch nicht nur der Fußball von der Homophobie betroffen sei, sollte seiner Ansicht nach der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine „Diversity-Stelle“ schaffen. „Ich hätte mir damals gewünscht, einen Ansprechpartner im organisierten Sport zu haben“, sagte er.
Ein solches Ressort gebe es schon, sagte der Generalsekretär des DOSB, Michael Vesper. Zugleich räumte er ein, erst seit kurzem mit dem Thema Homophobie befasst zu sein. „Bisher ist das Thema eher vermieden worden.“ Dennoch sei klar, dass der DOSB gegen jede Form der Diskriminierung vorgehe. So habe man auch die von der Bundesregierung unterstützte Charta der Vielfalt unterzeichnet.
„Unser Ziel muss es sein, dass niemand Nachteile durch seine sexuelle Orientierung erleidet“, sagte Vesper. Zugleich machte er deutlich, dass auch niemand gezwungen werden sollte, seine sexuelle Orientierung öffentlich zu machen. Ein „Muss“, so entgegnete Marcus Urban, solle ein Outing in der Tat nicht sein, aber: „Ich muss es dürfen.“
Dass die „gewachsene gesellschaftliche Toleranz gegenüber Homosexualität“ im Fußball noch nicht angekommen sei, bestätigte Michael Gabriel von der Koordinierungsstelle Fanprojekte. Zwar könnten bekennende Homosexuelle „Fernsehsendungen moderieren, Bücher schreiben und Städte regieren“, aber nicht Profifußball spielen.
Schwul, so Gabriel, werde in Fußballkreisen traditionell als Schimpfwort verwendet. Gleichwohl gebe es einzelne Fanprojekte, die auf das Thema Homosexualität und Fußball aufmerksam gemacht hätten. Bis zu einer Selbstverständlichkeit im Umgang mit Homosexualität im Fußball sei es jedoch noch ein langer Weg, sagte Gabriel.
Den Eindruck, dass Homosexualität allgemein eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz erhalten habe, könne sie nicht teilen, sagte die frühere Bundesligaspielerin Tanja Walther-Ahrends. „Homosexuell zu sein, ist noch lange nicht normal“, befand sie. Daran ändere auch ein „schwuler Bürgermeister“ nichts.
Walther-Ahrends forderte von der Politik, das Problem der Homophobie immer wieder zu thematisieren. Der Fußball selber könne einen Beitrag etwa im Bereich der Jugendtrainer leisten. Wenn mal wieder von einem „schwulen Pass“ die Rede sei, sollte es nicht gerade der Trainer sein, der diesen Ruf noch verstärkt, forderte die Sportwissenschaftlerin. (hau)