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Aydan Özoğuz ist Abgeordnete der SPD im Deutschen Bundestag. Die Tochter türkischer Eltern bezeichnet sich selbst mit Augenzwinkern als Hamburger Deern, denn sie ist in der Hansestadt geboren. Nach dem Abitur studierte sie an der Universität Hamburg im Hauptfach Anglistik und in den Nebenfächern Spanisch und Betriebswirtschaftslehre und schloss das Studium mit dem Magister Artium ab. Obwohl sie schon im Jahr 2001 in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt wurde, trat sie erst 2004 in die SPD ein und wurde Fachsprecherin für Integration und Zuwanderung.
Im Jahr 2009 nominierte die SPD sie als Kandidatin für die Bundestagswahl. Mit einem Wahlergebnis von 27,4 Prozent schloss ihre Partei in Hamburg zwar nicht gerade sensationell ab, aber für den Einzug der Kandidatin Aydan Özoğuz reichten die Wählerstimmen. Die Abgeordnete sagt: "Meine Heimatstadt Hamburg liegt mir sehr am Herzen, deshalb ist für mich klar: Als Politikerin trete ich für die Interessen meiner Stadt ein."
Aufgewachsen ist Aydan ÖzoÄŸuz in Hamburg-Lokstedt. Danach lebte sie mit ihrer Familie in Öjendorf und Oldenfelde. Wie ihre Brüder machte sie in Hamburg Abitur. Die Frage, ob es bei ihr Integrationsprobleme gab, beantwortet sie so: "Von meiner Seite aus gab es die Probleme nicht, aber von meiner Grundschullehrerin oder Nachbarn wurde ich schon mal als 'die Ausländerin' gesehen. Ich fühlte mich immer als Hamburgerin, auch wenn die Urhamburger sagen, man sei erst in dritter Generation waschecht."Â
Nach dem Abitur begann Aydan Özoğuz 1986 ein Studium. Als Studentin engagierte sie sich in der Türkischen Studentenvereinigung Hamburg e.V., wurde Vorstandsmitglied und später zur Vorsitzenden der Vereinigung gewählt. Während des Studiums ließ sich Aydan Özoğuz einbürgern und erhielt 1989 die deutsche Staatsbürgerschaft.
"Die letztliche Entscheidung für meine Einbürgerung hing mit dem Studium zusammen. Ich hatte mich für ein Auslandsstudienjahr in den USA beworben und ein Stipendium erhalten. Das wurde mir aber wieder entzogen, weil ich keinen deutschen Pass hatte, eine für mich sehr deprimierende Entscheidung." Sie stellte einen Einbürgerungsantrag - als einzige aus ihrem Freundeskreis. "Als ich endlich eingebürgert war, hatte sich das Stipendium und das Auslandsstudienjahr leider erledigt. Das war bitter."
1994 beendete Aydan Özoğuz ihr Studium mit dem Magister Artium und fand ihre erste Vollzeitstelle in Hamburg als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung. Das damals neu gegründete Programm für deutsch-türkische Beziehungen war ihr offenbar auf den Leib geschneidert, denn dort ist Aydan Özoğuz immer noch beschäftigt - allerdings ist sie seit der Bundestagswahl und ihrem Mandat als Abgeordnete freigestellt.
In den folgenden Jahren interessierte sich Aydan Özoğuz immer mehr für die politischen Zusammenhänge und Entscheidungen in ihrer Heimatstadt und wurde im Jahr 2000 von Olaf Scholz angesprochen, ob sie für die SPD für die Hamburgische Bürgerschaft kandidieren wolle.
"Ich fand das Angebot interessant, gab aber zu bedenken, dass ich parteilos sei. Das sah er nicht als Problem. Ihm kam es darauf an, eine Mauer von Vorbehalten zu durchbrechen", sagt Aydan Özoğuz und fügt an: "Ich habe mir natürlich überlegt, ob ich eine solche 'Vorzeigefrau mit Migrationshintergrund' sein will, und kam nach einigen Überlegungen und nach längeren Diskussionen in der Familie zu dem Entschluss, dass ich es versuchen möchte. Meine Familie stand dabei immer hinter mir."
Im Wahljahr 2001 kandidierte Aydan Özoğuz erstmals für die Hamburgische Bürgerschaft, ohne Parteibuch, aber mit viel persönlichem Engagement. Sie schaffte den Sprung ins Parlament und übernahm unter anderem die Arbeitsschwerpunkte Soziales, Inneres und Jugend und wurde Fachsprecherin für Integration und Zuwanderung.
Im Jahr 2004 trat Aydan Özoğuz in die SPD ein, da hatte sie schon bewiesen, dass sie in Hamburg erfolgreich Politik gestalten kann. Im gleichen Jahr wurde die Abgeordnete Mitglied des Integrationsbeirates Hamburg und Mitglied des Kuratoriums des Islamisch-wissenschaftlichen Bildungsinstituts. Man wählte sie in den Stiftungsrat der Bürgerstiftung Hamburg, und sie trat dem Kuratorium der Muslimischen Akademie in Deutschland bei.
Bei so vielen Aktivitäten staunt man, dass Aydan Özoğuz immer noch Zeit für die Familie findet. Alles eine Frage der guten Organisation, sagt sie: "Ich kann Wichtiges von Unwichtigem trennen. Das hilft, Prioritäten zu setzen."
Nach acht Jahren als Abgeordnete in der Hamburgischen Bürgerschaft, in denen sich Aydan Özoğuz auch im Landesvorstand der Hamburger SPD engagierte, kam das Jahr vor der Bundestagswahl, in dem die Kandidaten aufgestellt werden mussten.
 "Es war eine Zeit, in der die SPD in Hamburg viele Baustellen hatte. Die Verbände konnten sich nur schwer auf die Liste einigen. In dieser Situation wurde ich für den Listenplatz 2 vorgeschlagen, wobei man sagen muss, dass Listenplätze in Hamburg traditionell wenig Erfolgschancen hatten", resümiert die Politikerin.
"Meine Nominierung sollte auch dazu beitragen zu zeigen, dass Kandidaten unterschiedlicher Prägung bei uns kandidieren und der Partei, natürlich auch in schwierigen Zeiten, willkommen sind. Das Ergebnis auf dem Parteitag war - trotz einer Gegenkandidatin - eindeutig."
Aydan Özoğuz wurde von den Genossen auf den zweiten Platz hinter Olaf Scholz gewählt und startete im Frühjahr 2009 in den Bundestagswahlkampf. Sie besuchte Migrantenverbände, moderierte in Hamburg die große Abschlussveranstaltung der SPD, war auf Facebook präsent, beantwortete E-Mails und wandte sich regelmäßig über ihre Website an die Wähler. "Trotzdem konnten wir den Stimmenverlust der SPD im Jahr 2009 nicht verhindern. Das ganze Ausmaß wurde am Wahlabend klar. Da musste ich realisieren, dass die SPD nur 23 Prozent der Wähler erreicht hatte - bei einer Wahlbeteiligung von gerade einmal 72,7 Prozent! In Hamburg waren es zwar 27,4 Prozent, aber wir hatten drei Wahlkreise verloren."
Am Wahlabend ging Aydan Özoğuz davon aus, dass sie das Bundestagsmandat verfehlt hatte. Aber es kam anders. Am nächsten Morgen winkte ihr die Nachbarin von gegenüber zu und klatschte in die Hände. Etwas irritiert schaltete ihr Mann den Laptop an, um festzustellen, dass der Bundeswahlleiter gegen vier Uhr morgens noch ein weiteres Mandat für die SPD in Hamburg errechnet hatte - ihr Einzug in den Bundestag.
Sie sagt heute: "Das war eine Nachricht, die ich erst einmal begreifen musste, aber ich fühlte mich fit für die verantwortungsvolle Aufgabe." Als Bundestagsabgeordnete setzt sie sich für eine bessere Jugendschutzpolitik und für mehr Medienkompetenz im Internet für alle Altersstufen ein. Sie unterstützt eine sinnvolle Integrationspolitik und möchte endlich auch die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern erreichen.
Aydan Özoğuz ist die Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, ordentliches Mitglied der Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft", Schriftführerin sowie ordentliches Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Außerdem ist sie stellvertretendes Mitglied der Kinderkommission, im Unterausschuss "Neue Medien" sowie im Innenausschuss. (bsl)
(Stand: April 2011)