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III. Das kaiserliche Deutschland
5. Der Erste Weltkrieg
Im August 1914 eskalieren die deutsch-französischen Spannungen, die Flottenrivalität zwischen Deutschland und dem britischen Weltreich, die offensive Balkanpolitik Russlands und die deutsch-österreichischen Bündnisverpflichtungen im Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Den "Mittelmächten" Deutschland und Österreich-Ungarn, auf deren Seite bald auch das Osmanische Reich und Bulgarien in den Krieg eingreifen, steht die französisch-britisch-russische "Tripelentente" gegenüber, der sich unter anderem Japan, Italien, Rumänien, China und schließlich die USA anschließen. Trotz beträchtlicher Anfangserfolge sind die Siegesaussichten der Mittelmächte gering.
Innerhalb der deutschen Bevölkerung herrscht zunächst die Entschlossenheit vor, in dieser Situation innere Spannungen und Gegensätze hintanzustellen. Die Fraktionen schließen einen "Burgfrieden", zu dem sich auch der Kaiser als "oberster Kriegsherr" mit der ihm von Bethmann Hollweg nahe gelegten Devise bekennt: "Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche." Doch weicht die nationalpatriotische Begeisterung der ersten Kriegsmonate zunehmender Ernüchterung, die nach der monatelangen, ebenso verlustreichen wie erfolglosen Schlacht um Verdun im Jahre 1916, spätestens aber durch die im "Kohlrübenwinter" 1916/17 ausgebrochene Hungersnot die Grenze zur offenen Rebellion erreicht.
Mit der Kriegslage verändert sich auch das politische Kräfteverhältnis im Reich. Zwischen der Obersten Heeresleitung, die ab 1916 diktatorische Vollmachten beansprucht, und einem immer selbstbewussteren Parlament verlieren der Kaiser und die zivile Reichsleitung zusehends an Gewicht. Im Juli 1917 konstituiert sich im Reichstag ein Interfraktioneller Ausschuss, der die Chancen für einen Verständigungsfrieden sondiert, vor allem aber auf die Parlamentarisierung des Reiches hinarbeitet. Doch kommt die Verfassungsreform vom Oktober 1918 zu spät, um den Ausbruch einer Revolution verhindern zu können. Am 9. November wird die bisherige Ordnung gestürzt; zwei Tage später akzeptiert die deutsche Delegation die Waffenstillstandsbedingungen der Alliierten. Der Kampf um die demokratische Neugestaltung Deutschlands beginnt unter der Bürde des Friedensvertrags von Versailles.