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VI. Das geteilte Deutschland
Die Deutsche Demokratische Republik
5. Opposition und Widerstand in der DDR
Der Aufbau und die Sicherung der SED-Herrschaft über Staat und Gesellschaft wird seit Beginn der Teilung Deutschlands von den unterschiedlichsten oppositionellen Kräften kritisiert und zum Teil aktiv bekämpft. Während nach dem Krieg und Anfang der 1950er Jahre Opposition und Widerstand vor allem als Reaktion auf die Durchsetzung der SED-Herrschaft entsteht, brechen sich in den 1960er Jahren verstärkt Vorstellungen von einem erneuerten und reformierten Sozialismus Bahn. Später treten im Umkreis der Friedens- und Bürgerrechtsbewegungen unter anderem auch Forderungen nach Errichtung einer parlamentarischen Demokratie auf rechtsstaatlicher Grundlage hinzu. Die Anfänge der Oppositionsbewegung reichen bis in das Jahr 1945 zurück, als sich die wieder zugelassenen demokratischen Parteien gegen den Versuch der SMAD und der KPD wehren, aus dem östlichen Teil Deutschlands einen sowjetischen Satellitenstaat unter der Vorherrschaft einer kommunistischen Partei zu machen. Trotz einzelner Widerstandsaktionen bürgerlicher Politiker gelingt es der nach der Fusion von SPD und KPD zur Staatspartei aufgestiegenen SED durch massiven Druck, die anderen Parteien Schritt für Schritt zu willfährigen Partnern ihrer Politik zu machen.
Jener Widerstand gegen das SED-Regime, der sich am 17. Juni 1953 in zum Teil gewaltsamen Demonstrationen manifestiert, basiert in erster Linie auf der Unzufriedenheit breiter Bevölkerungsschichten mit ihrer materiellen Situation, bald werden aber auch die Absetzung der Regierung, freie Wahlen und die Zulassung westdeutscher Parteien gefordert. Nur unter Anrufung der sowjetischen Besatzungsmacht und durch die Verhängung von Zuchthausstrafen und Todesurteilen kann die SED-Führung den Widerstand brechen.
Trotz zahlreicher Repressalien hindert das Vorgehen der SED viele Intellektuelle nicht, auf die Diskrepanz zwischen sozialistischen Idealen und politischer Realität hinzuweisen. Neben dem Schriftsteller Stefan Heym und dem Physikprofessor Robert Havemann ist der Liedermacher Wolf Biermann ihr wohl prominentester Vertreter, der trotz zahlreicher Proteste 1976 wegen angeblich staatsfeindlichen Äußerungen ausgebürgert wird.
Ende der 1970er Jahre formiert sich in Reaktion auf den Rüstungswettlauf der beiden Großmächte auch in der DDR eine Friedensbewegung, die die zugleich Demokratisierung der Gesellschaft und die Einhaltung von Menschenrechten fordert und zunehmend in Konflikt mit der SED gerät. Die Erweiterung ihres politischen Aktionsradius und die Reforminitiativen in Osteuropa führen seit Mitte der 1980er Jahre zur Bildung von Bürgerrechtsbewegungen, die nun explizit die politische Mitsprache der Bevölkerung einfordern. In diesem Klima führen letztlich die seit Herbst 1989 von Leipzig ausgehenden Massendemonstrationen den Zusammenbruch des politischen Systems der DDR herbei.