Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Archive > 2010 > 1. Untersuchungsausschuss (Gorleben)
Der Gorleben-Untersuchungsausschuss unter Vorsitz von Dr. Maria Flachsbarth (CDU/CSU) hat am Donnerstag, 16. Dezember 2010, in öffentlicher Sitzung zwei Geologen als Zeugen vernommen. Dr. Siegfried Keller von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sagte aus, dass für seine Mitarbeit bei der Erstellung eines Gorleben-Berichts der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, der Wechsel von einer SPD-geführten Regierung zu einer von der Union geführten Regierung habe keinen "wie auch immer gearteten Unterschied“ gemacht. Der Zeuge sagte auch, dass niemand auf ihn und seine Kollegen eingewirkt habe, Erkenntnisse zu verändern oder wegzulassen. Seiner Auffassung nach ist der Katalog von Kriterien für die Suche nach einem Endlager für Atommüll nicht auf Gorleben zugeschnitten gewesen. Auf Nachfrage erklärte Keller, es habe keine Erwartungshaltung an ihn oder Kollegen gegeben: "Das kann ich definitiv verneinen.“
Keller berichtete den Ausschussmitgliedern, dass ausländische Kollegen Deutschland beneiden würden, da das Land mit Gorleben einen ganz guten Standort habe, während sie auf der Suche nach einem Endlager auf "Krücken“ wie Granit ausweichen müssten: "Die Leute sind amüsiert.“ Bis heute gibt es nach seiner Darstellung keine Erkenntnisse, die Gorleben als Standort ausschließen. Keller sagte aus, dass es Diskussionen über alternative Standorte immer gegeben habe, betonte aber auch: "Wir hatten einen Standort, gegen den nichts sprach."
Am Nachmittag vernahm der Ausschuss den selbstständigen Diplom-Geologe Ulrich Schneider, der wissenschaftlicher Mitarbeiter bei dem bereits im Juli vernommenen Professor Klaus Duphorn gewesen war. Dieser habe in der Standort-Diskussion kritisiert, dass es bessere Salzberge gebe als Gorleben, sagte Schneider. Schneider berichtete von Auseinandersetzungen über die Einschätzung Gorlebens als Endlager, die in Teilen "unter die Gürtellinie“ gegangen sei.
Schneider berichtete dem Ausschuss ferner, dass bei allen Probebohrungen im Salzstock Gase angetroffen worden seien. Der Geologe sprach auch über Gasbläschen im Steinsalz, die im schlimmsten Fall zu Explosionen führen könnten. Der Diplom-Geologe, dessen eigene Bewerbung bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe nicht von Erfolg gekrönt war, kritisierte zudem die Aktenführung dieser Behörde als ein "Grauen“ sowie ein "Sammelsurium von Informationen“. (ah)
Dr. Siegfried Keller, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
Ulrich Schneider, Büro für Rohstoff- und Umweltgeologie