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Wichtig ist, dass in Afrika die Eigeninitiative der Menschen - vor allem der Frauen - gefördert wird, betont die SPD-Abgeordnete und frühere Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul in einem am Montag, 7. März 2011, veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung "Das Parlament". Die Themenausgabe trägt den Titel "Afrika - Kontinent im Aufbruch". Lokale Initiativen von Slumbewohnern, die auf bessere Lebensverhältnisse abzielen, sollten nach Ansicht Wieczorek-Zeuls unterstützt werden. Das Interview im Wortlaut:
In Afrika gibt es eine Landflucht. Die Menschen zieht es in die Städte. Wie kam es zu der Entwicklung?
Die Menschen fliehen in die Städte in der Hoffnung auf eine bessere Lebensperspektive. Sie erhoffen sich eine bessere Versorgung und Schulen für ihre Kinder. Hinzu kommt, dass in vielen Entwicklungsländern Investitionen in die Landwirtschaft ausgeblieben sind.
In den Slums leben Hunderttausende Menschen unter grauenhaften Bedingungen. Wie kann man das wachsende Problem lösen?
Ich habe während meiner Amtszeit als Entwicklungsministerin die Gründung einer Initiative von Nelson Mandela unterstützt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Lebensbedingungen für Slumbewohner zu verbessern. Mit 'Cities Without Slums?' sollen bis zum Jahr 2020 die Lebensbedingungen von mindestens 100 Millionen Menschen verbessert werden. Ziel der Initiative ist es, nicht Slums abzureißen - ohne neue Perspektiven anzubieten - ,sondern bestehende weiterzuentwickeln, dass sie ein menschenwürdigeres Dasein ermöglichen.
Was können oder müssen die Regierungen tun?
Wichtig ist, dafür zu sorgen, dass die Eigeninitiative der Menschen gefördert wird - vor allem die der Frauen. Kinder müssen zur Schule gehen können und Frauen muss der Zugang zu Mitteln der Familienplanung und der wirtschaftlichen Eigenständigkeit ermöglicht werden. Lokale Initiativen der Slumbewohner, die eine Verbesserung der Lebensverhältnisse zum Inhalt haben, sollen unterstützt werden. Ihre Rechtssicherheit muss gewährleistet werden.
Welche Einflussmöglichkeiten haben deutsche oder europäische Politiker?
Es gibt eine Reihe nationaler und internationaler Initiativen, die von politischer Seite unterstützt werden können und müssen, beispielsweise 'Cities Without Slums'. Die Finanzierung der UN-Millenniumsentwicklungsziele muss gewährleistet werden. Es geht um die drastische Reduzierung der Armut, der Kinder- und Müttersterblichkeit, es geht um den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen und zu sauberem Wasser.
Im Mathare Slum in Nairobi trägt die "Heidemarie Shule" Ihren Namen. Haben Sie noch Kontakt?
Die "Heidemarie Shule" - Shule ist Schule auf Swaheli - ist eine von acht Grundschulen in den Slumgebieten von Nairobi, die im Auftrag der Bundesregierung von der KfW-Entwicklungsbank erweitert wurden. 2000 Kinder konnten sich durch die Instandsetzung über neue Schulräume freuen. Als ich die Schule 2003 besuchte, sah es dort katastrophal aus. Die Schülerinnen und Schüler wurden eng zusammengepfercht in Schichten unterrichtet und hatten kein Dach über dem Kopf. Das haben wir geändert. Ich habe zwar selbst keinen direkten Kontakt mehr zur Schule, weil ich nicht mehr in Kenia war, aber jeder, der sie besucht, richtet mir Grüße aus.
(ah)