Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Archive > 2011 > Berufsbildungsbericht 2011
Die Ausbildungslage in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr weiter verbessert. Das ist das zentrale Ergebnis des Berufsbildungsberichts 2011 der Bundesregierung (17/5400), der erstmals am Freitag, 15. April 2011, von 9 Uhr an eineinhalb Stunden lang im Bundestag beraten wird. Als Gründe für die positive Entwicklung nennt die Bundesregierung das wieder einsetzende Wirtschaftswachstum, eine vorausschauende Personalpolitik der Unternehmen sowie den demografisch bedingten Rückgang von Bewerbern. Zur Debatte haben Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag (17/5489) mit dem Titel "Aus- und Weiterbildung stärken, Abbrüche verringern, Erfolgsquoten erhöhen" angekündigt, der in die Ausschüsse überwiesen werden soll.
Erneut habe es zum Ende des Ausbildungsjahres mehr offene Stellen als unversorgte Bewerber gegeben, schreibt die Regierung. Demnach waren am Stichtag 30. September 2010 noch 19.605 Ausbildungsstellen unbesetzt, während 12.255 Bewerber einen Ausbildungsplatz suchten. Die Zahl der offenen Stellen ist damit um 13,6 Prozent gestiegen (in den neuen Bundesländern um 38,6 Prozent), die Zahl der unversorgten Bewerber um 21,8 Prozent gesunken.
Bundesweit wurden vom 1. Oktober 2009 bis 30. September 2010 560.073 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Im Jahr zuvor waren es 564.307. Besonders erfreulich ist laut Bundesregierung, dass mit 519.030 erneut ein Plus bei den betrieblichen Ausbildungsverträgen erzielt wurde.
Den im Vergleich zum Vorjahr leichten Rückgang abgeschlossener Ausbildungsverträge sieht die Regierung als "eine unmittelbare Folge der demografischen Entwicklung". Vor allem die neuen Bundesländer seien davon betroffen. Hier sind die Schulabgängerzahlen laut Bericht um 17.800 gesunken.
In der Folge sei auch das Ausbildungsangebot um 6,2 Prozent auf 95.328 gesunken. Dagegen verzeichneten die alten Länder einen leichten Anstieg um 0,9 Prozent auf 484.254 Ausbildungsangebote. Insgesamt ging das Angebot leicht um 0,3 Prozent auf 579.678 zurück.
Als zentrale Herausforderungen der künftigen Fachkräftesicherung nennt die Bundesregierung im Berufsbildungsbericht den demografisch bedingten Rückgang von Schulabgängern, die "in diesem Kontext unabdingbare Verbesserung des Zugangs für junge Menschen aus dem Übergangssystem in berufliche Bildung", die Berücksichtigung internationaler Entwicklungen bei der Gestaltung der nationalen Berufsbildungspolitik und die Attraktivitätssteigerung der dualen Ausbildung.
Das duale Berufsbildungssystem trage nachhaltig zu Produktivität und Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft bei, schreibt die Regierung. Das System "vermittelt hochwertige berufliche Handlungskompetenzen und Qualifikation, es schafft hohe Übergangsquoten in den Arbeitsmarkt und damit eine vergleichsweise niedrige Jugendarbeitslosigkeit".
Dennoch gebe es nach wie vor eine "erhebliche Zahl" von Bewerbern, denen der Übergang von der Schule in die Ausbildung nicht sofort gelinge. Betroffen seien etwa so genannte Altbewerber, Jugendliche mit Migrationshintergrund und sozial- sowie lernbeeinträchtigte Jugendliche.
"Die nachhaltige Strukturverbesserung des Übergangs in die berufliche Ausbildung" ist daher im Jahr 2010 ein Schwerpunkt in der beruflichen Aus- und Weiterbildungspolitik der Bundesregierung gewesen. Konkrete Maßnahmen waren laut Bericht vor allem das neue Programm "Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss", die Neuorientierung und Fortführung des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs und die Optimierung der Bundesförderung im Übergangssystem.
Die Grünen verlangen in ihrem Antrag, dass die Förderung von Ausbildung zwischen den Bundesministerien stärker als bisher abgestimmt werden. Die Arbeitsmarktpolitik müsse darauf ausgerichtet werden, Ausbildungssuchenden einen Ausbildungsplatz und nicht einfach nur eine Beschäftigung zu vermitteln.
Bei der Projektfinanzierung müsse darauf geachtet werden, vorhandene Strukturen zu verbessern oder zu ergänzen. Auch dürften die Förderangebote des Bundes und der Länder einander nicht widersprechen. (tyh)