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Künstler, Staatsmann und Vorbild: Bundestagspräsident Norbert Lammert gratuliert im Namen des Deutschen Bundestages dem früheren tschechischen Präsidenten und Schriftsteller Václav Havel zu dessen 75. Geburtstag am Mittwoch, 5. Oktober 2011. "Wahrheit und Liebe müssen siegen über Lüge und Hass" – dieser Gedanke ziehe sich wie ein roter Faden durch Havels Leben, schreibt Lammert in einem Brief an den tschechischen Politiker.
Der Bundestagspräsident würdigt die "schier unglaublichen" Leistungen Havels: "Sie haben die demokratische Bewegung der Länder Ost- und Mitteleuropas maßgeblich angeführt. Und Sie haben (…) in Ihrer Person Grandioses verbunden: das Bekenntnis zu den europäischen Werten, die Gabe zum herausragenden künstlerischen Ausdruck, Mut und Weitblick zu großen politischen Entscheidungen und Taten."
Dadurch sei Havel zu einer "der außerordentlichen Persönlichkeiten unserer Epoche" und ein großer Europäer geworden, schreibt Lammert. "Bleiben Sie uns noch lange als Ratgeber, als Künstler, als Staatsmann und Vorbild erhalten."
Geboren am 5. Oktober 1936 in Prag, wird Václav Havel in den sechziger Jahren auf Umwegen Dramaturg am "Theater am Geländer". In den folgenden beiden Jahrzehnten ist er in der Oppositionsbewegung gegen die Regierungspolitik der kommunistischen Partei aktiv. Er wird viermal inhaftiert und verbringt fast fünf Jahre im Gefängnis.
Am 5. Juli 1990 wird er zum Präsidenten der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik gewählt und trägt maßgeblich zur Demokratisierung der Gesellschaft und Steigerung des Ansehens der Republik im Ausland bei. Am 20 Juli 1992 tritt er vom Amt des Präsidenten der Föderativen Republik zurück.
Als Grund für seinen Rücktritt gibt er an, dass er die aus dem Treuegelöbnis gegenüber der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik und der Verfassung folgenden Verpflichtungen nicht mehr auf die Art und Weise, die mit seiner Grundhaltung, Überzeugung und seinem Gewissen in Übereinstimmung stehen würde, erfüllen kann.
Im Jahr 1993 wird er nach Entstehung der Tschechischen Republik am 26. Januar zum ersten Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt. Das Amt füllt er bis in das Jahr 2003 aus.
Auf Einladung von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hielt Václav Havel am 24. April 1997 vor den versammelten Mitgliedern des Deutschen Bundestages und des Bundesrates eine Ansprache.
Anlass war die "Deutsch-tschechische Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung", die Bundeskanzler Helmut Kohl und der tschechische Ministerpräsident Václav Klaus am 21. Januar 1997 unterzeichnet hatten. (eis)