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Gitarrensaiten, die Moleküle fangen, Roboter, die von Schleiereulen lernen, neue Bergungssysteme für im Meer ausgelaufenes Öl – die Projekte, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert, sind vielfältig. Eine neue DFG-Ausstellung „Von der Idee zur Erkenntnis“ stellt zehn der jährlich 20.000 geförderten Einzelprojekte vor. Sie wurde am Dienstag, 6. März 2012, von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert eröffnet.
Auf einem türkisfarbenen Tisch steht ein Mikroskop mit gelber Trägerplatte in einem dunkelgrünen Halter. Zwei Glasplättchen mit grünen Klecksen in der Mitte sind auf dem Träger fixiert. Der Blick durchs Mikroskop zeigt einen der Kleckse vergrößert als eine unregelmäßige helle Oberfläche mit einigen grünen Pünktchen, durch die sich ein grüner Faden zieht. Der andere Klecks besteht aus vielen kleinen grünen Tupfern, die Oberfläche sieht glatt aus. Das eine ist eine Probe des Kupferminerals Malachit, seit der Antike bekannt, das andere das 1935 erfundene Phthalocyanin. Beide werden für die Herstellung von Farben verwendet.
Die Besucher wandern weiter zwischen den zehn farbenfrohen, mannshohen Tafeln mit den Tischen davor, mitten in der Halle des Paul-Löbe-Hauses. Sie versuchen per Knopfdruck den Flug einer Biene und seine Bedeutung für den Rest des Bienenvolkes nachzuvollziehen, zupfen an Gitarrensaiten und stimmen über das politische Engagement von Jugendlichen ab.
Mittendrin Norbert Lammert und die Vorsitzende des Forschungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), die sich beide beeindruckt zeigen von der Bandbreite der Projekte. Die Forschungsgemeinschaft sei „einer der wichtigsten, solidesten Partner“ der Politik, hob Lammert in seiner Ansprache hervor. Diese Wertschätzung komme durch die jährliche Förderung der Gemeinschaft durch den Bund „in einer ebenso verlässlichen wie handfesten Weise zum Ausdruck“.
Der Bundestag wolle auf die Vielfalt der wissenschaftlichen Arbeit in Deutschland aufmerksam machen und zeige deshalb die Ausstellung, auch anlässlich des 60. Geburtstags der DFG. Nicht bei jedem Projekt erschließe sich der gesellschaftliche Nutzen sofort. Das sei aber auch nicht schlimm, denn „hier geht es ja gerade darum, dass man von der Idee zu den Erkenntnissen kommt“.
„Vielen Dank für den Mut, im Zeitalter der Schwarmintelligenz die Leistung des Einzelnen zu präsentieren“, sagte Burchardt. Es gebe einen fraktionsübergreifenden Konsens im Bundestag für die starke Förderung der Forschung. Durch die Einzelprojektförderung, aber auch die Unterstützung durch die Exzellenzinitiative und die Hochschulpakte helfe der Staat, der Forschung unabhängig zu bleiben. Die Beziehung zwischen Politik und Forschung – insbesondere zwischen Bundestag und DFG – bezeichnete Burchardt als gut.
„Wir reden offen und wir reden Tacheles“, sei es über die Plagiate in Doktorarbeiten, mangelnde Perspektiven für wissenschaftlichen Nachwuchs, Frauenförderung oder die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen.
DFG-Präsident Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner bestätigte die grundsätzlich gute Beziehung der DFG zur Politik. Er wies darauf hin, dass die Einzelprojektförderung, die mit der Ausstellung in den Vordergrund gestellt werde, immer noch den größten Förderposten der DFG ausmache.
Entgegen vieler Befürchtungen, es würden aufgrund der Unterstützung sogenannter Leuchttürme die einzelnen Ideen vernachlässigt, sei die Einzelförderung in den vergangenen Jahren sogar angehoben worden. 2008 habe die DFG 445 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, im Jahr 2011 seien es 548 Millionen gewesen. „Die Einzelförderung ist und bleibt wichtigster Förderposten der DFG.“
„Pigmente im Wandel“ heißt übrigens das Projekt, das die grünen Farbkleckse unter dem Mikroskop zeigt. Es war ein Forschungsprojekt des Doerner Instituts der Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, bei dem Naturwissenschaftler, Restauratoren und Kunsthistoriker von 2005 bis 2008 gemeinsam Methoden weiter entwickelt haben, mit denen Farben von historischen Gemälden besser identifiziert werden können, ohne die Gemälde wesentlich zu zerstören. So soll Kunstfälschern leichter auf die Schliche gekommen werden. Aber auch Restauratoren sollen Hilfe erhalten, etwa bei der Entscheidung, welches Lösungsmittel sie zur Reinigung eines Gemäldes verwenden dürfen.
Die Ausstellung ist nach vorheriger Anmeldung vom 7. bis 30. März zu sehen, und zwar montags bis donnerstags jeweils um 11 Uhr und um 14 Uhr und freitags um 11 Uhr. Anmeldungen sind telefonisch (030/227-38883) oder per E-Mail (info-ausstellungen-plh@bundestag.de) möglich. Besucher müssen zum Westeingang des Paul-Löbe-Hauses (Konrad-Adenauer-Straße 1) ein Personaldokument mitbringen. (ske)