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Zum 26. Mal findet in diesem Jahr das Programm des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) statt. Zum ersten Mal nehmen daran zwei Stipendiatinnen aus Montenegro teil. Eine von ihnen ist Jelena Bozovic. Die 24-Jährige ist vom Parlaments-Stipendium begeistert, auch wenn sie den diesjährigen "Sommertemperaturen" von 17 Grad, die die Montenegrinerin eigentlich nur aus dem November in ihrer Heimat kennt, wenig abgewinnen kann.
"Das Programm ist super organisiert und ich lerne so viel Neues", sagt sie. Dass Jelena Bozovic ihr IPS-Praktikum noch bis Ende Juli ausgerechnet im Büro des Abgeordneten Christoph Poland (CDU/CSU) absolviert, ist alles andere als Zufall, erzählt sie. Vielmehr hat es mit dem Komponisten Franz Lehàr zu tun. Und mit einer Prinzessin aus vergangenen Tagen...
Genau gesagt mit Jutta von Mecklenburg-Strelitz, die aus Polands Wahlkreis stammte und 1921 durch Heirat mit Kronprinz Danilo von Montenegro zur Prinzessin Militza von Montenegro wurde. "Herr Poland wollte unbedingt eine Stipendiatin aus Montenegro in seinem Büro haben", sagt Jelena Bozovic. Schließlich war das montenegrinische Königshaus Vorbild für Franz Lehàrs Operette "Die lustige Witwe". Für Christoph Poland als ehemaligen Musiklehrer und Mitglied des Kulturausschusses durchaus von Interesse.
Das Montenegro von heute ist auf einem guten Weg in die Europäische Union, sagt Jelena Bozovic. Sie weist mit Stolz darauf hin, dass beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs am 29. Juni 2012 offiziell bestätigt wurde, dass Beitrittsverhandlungen aufgenommen werden.
Für Jelena Bozovic, die derzeit einen Master-Studiengang in Politikwissenschaften absolviert und ein Diplom in Germanistik in der Tasche hat, ist das Verhältnis ihres Landes zur EU von großer Bedeutung. "Ich habe ein besonderes Interesse an der montenegrinischen Außenpolitik entwickelt", sagt sie. Gerade deshalb ist sie froh, die IPS-Erfahrung gemacht zu haben. "Ich wollte mehr über das deutsche parlamentarische System und die Entscheidungsprozesse lernen", macht sie deutlich.
Erste Erfahrungen hat sie im heimischen Parlament gesammelt, wo sie ein Praktikum absolviert hat. Beste Voraussetzungen um einen Vergleich anzustellen. Das Ergebnis ist eindeutig: Montenegro müsse noch viel aufholen, sagt sie. "Vieles was ich mir gesellschaftlich und politisch für mein Heimatland wünsche, ist in Deutschland bereits Realität.
Bei diesem Aufholprozess ist Jelena Bozovic bereit mitzuwirken. "Nach dem Praktikum gehe ich wieder nach Montenegro", kündigt sie an und wünscht sich, im heimischen Parlament arbeiten zu können. Als Abgeordnete? Nein, dazu fühle sie sich noch zu unerfahren. Für die Zukunft will sie das aber nicht ausschließen. "Ich möchte mit meiner Erfahrung aus Deutschland die Demokratie in meinem Land unterstützen", stellt sie klar.
Um auch anderen jungen Menschen aus ihrer Heimat das IPS-Programm nahe zu bringen, will sie außerdem einen Alumni-Verein gründen. Schon jetzt, so erzählt sie, habe sie über Facebook versucht, ihre Mitstudenten zu einer Bewerbung zu motivieren. Dabei hat sie sicher auch auf die Chance des Zusammentreffens mit jungen Menschen aus 28 Ländern hingewiesen. "Das bringt auch viel für die Entwicklung der Sprachkenntnisse", sagt die 24-Jährige. Im Büro werde dann Deutsch gesprochen, mit den amerikanischen Stipendiaten Englisch und mit den Russen und den Stipendiaten aus den ehemaligen Sowjetrepubliken Russisch.
Bleibt noch das Problem mit dem Wetter. Jelena Bozovic weiß da von einer Begebenheit während einer Stiftungsreise Mitte Juli an das Akademiezentrum Sankelmark in Schleswig-Holstein zu erzählen. Als es hieß, morgen geht’s nach Sylt, da könne man baden, glaubte sie zuerst, sich verhört zu haben. "Als dann noch darauf hingewiesen wurde, man solle sich möglichst mit Sonnencreme einreiben, habe ich gedacht: Das kann nur ein Witz sein", erzählt die Montenegrinerin, die angesichts von 17 Grad und Nieselregen schon in ihrem Mantel fror. Ein paar mutige Stipendiaten trauten sich den Strand- und Wassergang dennoch zu. "Am nächsten Morgen hatten die doch tatsächlich ein bisschen Sonnenbrand", wundert sich Jelena Bozovic noch heute.
Doch inzwischen nimmt sie das deutsche Wetter gelassen hin. "Wenn ich mit meiner Mutter zu Hause telefoniere, klagt die auch", sagt sie. Dann aber eher darüber, dass sich die Quecksilbersäule in Richtung der 40 Grad bewegt. (hau)